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Das Wunder von Bern

In den ärmlichen Verhältnissen einer kleinen Bergarbeitersiedlung in Essen sieht der elfjährige Matthias mit seiner Mutter und seinen Geschwistern voller Hoffnung und Sorge der Rückkehr seines Vaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entgegen. Längst hat Matthias’ Mutter gelernt, sich und ihre Kinder unter den großen Entbehrungen des Krieges und der Nachkriegsjahre allein zu versorgen. Sie führt mit Erfolg und Leidenschaft eine Eckkneipe. Und der fußballverrückte Matthias hat bereits einen Ersatzvater gefunden: den allerdings etwas disziplinlosen – Essener Stürmerstar und Nationalspieler Helmut Rahn – sein Idol.
Matthias verdient sich als Taschenträger vom „Boss“ nicht nur ein paar Groschen dazu, die er und seine Familie gut gebrauchen können, sondern ist für den Stürmer Rahn auch unersetzlich: Angeblich kann dieser nur dann gewinnen, wenn Matthias als sein „Maskottchen“ bei den Spielen dabei ist. Matthias glaubt fest daran. Als abgemergelter Mann steigt Matthias’ Vater aus dem Zug, verwechselt seine Tochter mit seiner Frau und schenkt Matthias, dem Ergebnis seines letzten Heimaturlaubs, kaum Beachtung. Bald muss er feststellen, dass ohne ihn bereits alles gut zu laufen scheint. Er kann die Welt des Krieges, die (militärische) Disziplin und Gefangenschaft nicht hinter sich zu lassen und hat von Anfang an Schwierigkeiten sich auf seine Familie einzustellen. Gerne möchte der Vater wieder Herr in Haus sein – und ist doch in Wirklichkeit das schwächste Glied in der Familienkette. Die Konflikte sind vorprogrammiert.
Kein Wunder also, dass Matthias seine Zeit lieber mit dem Boss verbringt oder beim Bolzen auf den Straßen der Bergarbeitersiedlung, wo er gerne die Rolle von Helmut Rahn spielt. Und während Matthias Familie unter den Konflikten mit dem heimgekehrten Vater zu zerbrechen droht, beginnt in Bern eine sportliche Erfolgsgeschichte, deren glückliches Ende sich bis 15 Minuten vor Schlusspfiff kein Mensch hätte träumen lassen. Weil Matthias für Helmut Rahn eine Kerze in der Kirche angezündet hat, stellt sein streng katholischer Vater ihn unter Stubenarrest in der kargen elterlichen Wohnung, und er kann deshalb die Weltmeisterschaftsspiele nicht im neu gekauften Fernseher verfolgen. Der Konflikt zwischen Matthias und seinem Vater spitzt sich zu. Jetzt muss der Vater etwas tun, um Matthias nicht zu verlieren. Endlich springt er über seinen Schatten und fährt mit seinem Sohn in die Schweiz. Auf der Fahrt nach Bern lernen Vater und Sohn sich wirklich kennen, und Matthias ist gerade noch rechtzeitig zur zweiten Halbzeit im Stadion, um dabei zu sein, wie Helmut Rahn das wichtigste Tor in der deutschen Fußballgeschichte schießt.
Mit dem sehr einfühlsam erzählten Film ist dem Regisseur Sönke Wortmann ein sehr gutes und sehr sehenswertes Werk gelungen, das keineswegs nur für Fußballfans interessant ist.

Manuel (15) aus Fürchtorf , Gastkritik vom 07.01.2005, Format: Film

Fazit

Der Film spricht den Zuschauer emotional an und schildert in 112 Minuten mit seinen stimmungsvollen Darstellungen die schwierige Nachkriegszeit der fünfziger Jahre. (Diese Filmkritik wurde beim Wettbewerb KrikiPrix eingereicht.)

Weitere Informationen

  • Deutschland 2003
  • Drama
  • Regisseur/in: Sönke Wortmann
  • Darsteller/innen: Peter Lohmeyer, Louis Klamroth, Lucas Gregorowicz
  • FSK: ab 6 Jahren
  • Länge: 112 min.

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