Zorn der Engel

Moons Kampf gegen die Engel geht weiter...

Tief getroffen von Cassiels Verrat sitzt Moon im Gefängnis und wartet darauf, dass die Engel die restlichen sechs Anwärterinnen finden, um die Schlüsselprüfung durchzuführen.
Als ihr, entgegen aller Erwartungen, die Flucht gelingt und sie sich in die Katakomben rettet, ist sie so schwer verwundet, dass sie ihr Ende kommen sieht. Mit letzter Kraft schleppt sie sich weiter und landet ausgerechnet in Lucifers Büro, der sich ihrer annimmt und sie auf die Prüfungen vorbereitet. Nur ist auch er ein Engel und Engeln kann man nicht trauen. Erst recht nicht, wenn man ihre Pläne unbedingt durchkreuzen muss, um die gesamte Menschheit zu retten.

Direkt am Anfang geht es hoch her und man erlebt, wie Moon quasi um ihr Leben kämpfen muss. Dadurch vergisst man erst einmal alles andere. In den Katakomben fiebert man mit ihr mit und drückt ihr die Daumen, dass sie es lebendig hinaus schafft.
Lucifer ist, wider Erwarten, weder sauer noch aufbrausend, sondern macht einen fürsorglichen Eindruck, auch wenn man skeptisch bleibt. Dabei schafft er es schleichend, sich einen Platz im Herz des Lesers zu ergattern, was man schon in Band 1 erahnen konnte.
Moon landet in den Gemächern des Fünften Hofs, wodurch man mehr über das Leben der Engel und über die verschiedenen Engel erfährt. Und obwohl es den Menschen in Venedig so schlecht geht, sorgen die Engel dafür, dass man es schnell mal vergisst. Glücklicherweise erinnert Moon den Leser ein ums andere Mal daran, wie ernst die Lage wirklich ist.
Durch ihren engen Kontakt zu den Engeln erlebt man deren wahre Seite und beginnt schon sehr bald, einige zu mögen und andere zu hassen. Aber gerade die negativen Seiten einzelner Engel lassen sie realer erscheinen, was dem Leser Schauer über den Rücken jagt. Vor allem aber beginnt man, Vorurteile über Bord zu werfen, da man bisher dachte, Lucifer sei der Böse und die Erzengel, Gabriel und Raphael wären gut. Dabei gehören gerade letztere zu den Figuren, die man gut und gerne hassen kann. Wobei ihre Szenen mit Moon zwar erschreckend aber auch unterhaltsam sind.
Neben all den faszinierenden Szenen und Erkenntnissen am Fünften Hof gibt es die Schlüsselprüfungen, die es in sich haben. Nicht nur, dass sie die Schlüsselträgerinnen hervorbringen sollen. Sie dienen den Engeln auch als Unterhaltungsprogramm, wobei nicht selten eine Anwärterin stirbt. Es ist eine Gefühlsachterbahn, die man gemeinsam mit Moon durchleben muss und da ist es nicht gerade hilfreich, dass es immer wieder tolle Szenen zwischen Moon und Lucifer gibt. Entweder foppen sie einander oder sie zoffen sich aufs Übelste - denn sie sind einander ähnlicher, als beide sich eingestehen wollen. Das sind mit die unterhaltsamsten Szenen und man genießt den Schlagabtausch zwischen den beiden.
Im Laufe der Geschichte kommt Moon allmählich hinter die Geheimnisse, wobei ihre nächtlichen Visionen von der Vergangenheit der Engel recht hilfreich sind. Zumindest, um deren Verhalten zu verstehen. Denn trotz der Nettigkeit, die einige Engel Moon entgegenbringen, muss sie immer noch die Apokalypse verhindern. Nur muss sie dafür erst einmal in Erfahrung bringen, was die Engel für den Weltuntergang brauchen. Und wie sie es ihnen entwenden kann.
Gegen Ende agieren einige Figuren dann völlig abstrus und weder Moon noch der Leser versteht, was vor sich geht. Dadurch will man aber sofort zum letzten Band der Trilogie greifen, um zu erfahren, was es damit auf sich hat. Und auch wie Moon die Vernichtung der Menschen verhindern will.

von stefanie 21 Jahre, Redaktion Köln 2 am 25.10.2019, Format: Buch