Winters zerbrechlicher Fluch

Als Cinderella den Ballsaal betritt, zerstört sie damit Marys Leben, denn sie sollte den Prinzen heiraten.

Alles beginnt damit, dass Mary, Prinzessin von Athos, sich für den Verlobungsball in Maywater fertigmacht. Auch wenn offiziell jede ledige Dame eine Chance hat, wurden hinter verschlossener Tür bereits die Dokumente unterzeichnet und damit ist sie längst mit Duncan verlobt.
Dumm nur, dass Cinderella plötzlich auf dem Ball erscheint und der Prinz nur noch Augen für sie hat. Und plötzlich sieht Mary sich wieder dem Mann versprochen, dem sie einst das Herz brechen musste.

Zu Beginn braucht es eine Weile, bis man sich an die Welt und den Schreibstil gewöhnt. Letzteres liegt daran, dass es der Autorin gelingt, die Geschichte wie ein Märchen klingen zu lassen - was man bei ihr aber erwarten konnte, da es schon bei "Die Dreizehnte Fee" der Fall gewesen ist.
Mary schließt man schnell ins Herz, wofür gerade ihre innere Trauer sorgt, denn sie ist noch immer nicht über den Tod ihrer Mutter - der schönsten Braut - hinweg, auch wenn sie nach außen hin ihre Maske der Perfektion zeigt. Da man sie so sehr mag, will man auch mehr über ihre Vergangenheit mit Prinz Tarek erfahren, dem sie einst das Herz gebrochen hat. Und mit dem sie immer wieder aneinandergerät, was zu teils sehr amüsanten Szenen führt, die die Story ein wenig auflockern und die Neugier des Lesers wecken.
Der stete Wechsel der Erzähler sorgt dafür, dass man die Welt besser kennenlernt und sich darin zurechtfindet. Das ist gerade deswegen notwendig, weil Mary ein Leben im goldenen Käfig geführt hat und vieles nur vom Hörensagen kennt. Außerdem bekommt man so die Gelegenheit, sich ein eigenes Bild von den verschiedenen Figuren zu machen und selbst zu entscheiden, wem die eigene Sympathie gilt.
Trotz der vielen Erzähler werden nicht zu viele Geheimnisse preisgegeben, sodass es spannend und faszinierend bleibt. Man wird quasi in die Geschichte gesogen und kann sich kaum mehr davon lösen. Mit das Faszinierendste sind die vielen Märchenanspielungen, auch wenn vieles nicht so ist, wie man zu Beginn glaubt - oder sich durch die bekannten Märchen zusammenreimt. Dabei sind gerade die Kapitel aus der Sicht der Königinnen - hier auch Bräute genannt - wichtig, da sie viel über die Vergangenheit und die Macht wissen, die ihr aller Leben beeinflusst und für die plötzliche Wendung in Marys Leben verantwortlich ist. Denn in jedem dunklen Märchen steckt ein Funken Wahrheit und alle Magie hat ihren Preis. Bleibt nur die Frage, wer ihn zahlen muss.
Genau das wird gegen Ende deutlich, denn obwohl es wie ein Märchen daherkommt, ist die Geschichte deutlich blutiger und nichts für zarte Seelen. Denn die Winddämonen wissen, wie sie das Dunkelste in den Menschen zum Vorschein bringen und spielen die Figuren gegeneinander aus. Gleichzeitig erfährt man eine Menge über die Gefahren, die im Blutwald lauern und die somit nicht mehr länger nur in Schauergeschichten existieren. Es macht die Welt umso realer und gefährlicher und man will unbedingt erfahren, ob Mary überleben und eine Zukunft haben wird. Und was es mit Winter auf sich hat.

von stefanie 21 Jahre, Redaktion Köln 2 am 08.11.2019, Format: Buch