Hördur

Darfst du reiten, wenn keiner in deinem Umfeld es tut?

Aylin wird straffällig und zu 50 Sozialstunden verurteilt, weil sie eine Mitschülerin angreift. Dass diese sie ständig provoziert, mildert den Umstand nicht. Ihre Strafe muss sie auf einem Pferdehof abarbeiten.
Sowohl Aylin, als auch die Besitzerin des Hofes sind wenig begeistert, auch wenn Letztere selbst einmal straffällig war.
Beide raufen sich ein wenig zusammen, auch wenn sie einander gerne zeigen, dass sie unglücklich mit der Situation sind. Doch dann verliebt sich Aylin in den Isländerhengst Hördur und will unbedingt auf ihm reiten. Die Hofbesitzerin stellt sich quer, auch wenn ihre Meinung sich allmählich zu ändern beginnt.
Aber das ist nicht das einzige Problem, welches Aylin hat, denn ihr Vater ist auch dagegen, schließlich reiten Türken nicht. Oder doch?

Es klingt wie ein typischer Mädchenpferdefilm, was er leider nicht ganz ist. Die Beziehung zwischen Pferd und Mensch steht nicht wirklich im Vordergrund, sondern das Dilemma um Aylin. Sie muss sich zwischen zwei Fronten entscheiden. Einerseits will sie reiten und das auch auf Tunieren, aber andererseits muss sie ihrem Vater helfen. Sie soll auf ihren Bruder aufpassen und neben der Schule putzen gehen. Es wird ein Lebensstil skizziert, den man sich häufig vorstellt, wenn man über die türkische Lebensart denkt. Dabei rutscht der Film auch ein wenig ins Klischee ab, das nur selten durchbrochen wird.
Vor allem aber stört es, dass es eben nicht größtenteils um Hördur und die Beziehung der beiden geht. Die meisten Szenen der beiden handeln vom Reiten und nichts anderem. Normalerweise wird eine ganz besondere Beziehung zwischen dem Pferd und der Protagonistin, aber hierbei ist es mehr ein begabtes Mädchen, das fasziniert von einem Pferd ist. Dabei scheint an Hördur fast nichts außergewöhnlich zu sein. Er ist wilder als die meisten Pferde, aber das war es.
Am Anfang ist die Schule ein zentraler Aspekt für Aylin und im Laufe des Filmes tritt sie kaum noch auf, was zwar für einen Wandel in ihrem Leben sprechen kann, aber auch etwas verwirrend ist, weil sich die Situation in der Schule für sie ein wenig verbessert, es aber nicht weiter erläutert wird. Das macht den Film unglaubhaft, weil sich alles plötzlich zum Positiven wendet, auch wenn das nicht allzu lange anhält, zumindest in manchen Bereichen ihres Lebens.
Auch wirkt das Familienleben gekünstelt, ebenso die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder. Leider kann man darüber nicht hinweg sehen, da die familiären Probleme ein zentraler Aspekt im Film sind und die eigentliche Handlung begründen.
Außerdem gibt es noch einen wirklich wichtigen Kritikpunkt, der den ganzen Film schlecht macht. In vielen Szenen sprechen die Charaktere türkisch, wohl um authentisch zu wirken. Da es aber keinen Untertitel gibt, wird ein Teil des Publikums ausgeschlossen. Hin und wieder antwortet dann eine Person auf deutsch, wodurch man sich den Inhalt des Gespräches erschließen kann, was dann aber noch künstlicher wirkt. Es mag ja sein, dass viele türkischstämmige Jugendliche eine Mischung aus türkisch und deutsch sprechen, aber es fällt schon auf, dass die Figuren mal flüssig türkisch sprechen und dann plötzlich auf deutsch antworten, was dem widerspricht.
Fast genauso auffällig wie die Fremdsprache im deutschen Film ist der Fakt, dass Aylin von Anfang an fast perfekt reitet. Statt, wie normalerweise, langsam anzufangen, reitet sie nach nicht mal zwei Minuten im Sattel schon im Trab und dann Galopp. Dass sie reiten lernen will, ist dann wiederum überflüssig, da sie ein so großes Talent ist, dass sie die Unterrichtsstunden nicht braucht und nach kurzer Zeit ist sie schon fast so gut wie eine Reiterin, die seit Jahren schon reitet

von stefanie.cp15 17 Jahre, Redaktion Cinepänz Köln 2015 am 21.11.2015, Format: Film

Fazit

Ein Film, der viel mehr den Versuch Kulturen zu mischen, zeigt, als wirklich von der Liebe zwischen einem Mädchen und seinem Pferd.

Weitere Informationen

  • Deutschland 2015
  • Spielfilm
  • Regisseur/in: Ekrem Ergün
  • Darsteller/innen: Almila Bagriacik, Hilmi Sözer, Felicitas Woll, Noe Chalkidis
  • FSK: ab 6 Jahren
  • Länge: 84 min.

Gesamtwertung

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