Extrem laut und unglaublich nah

In eine Welt abtauchen, die gleichzeitig real und irgendwie doch ganz anders und faszinierend ist - das wird durch "Extrem laut und unglaublich nah" möglich gemacht.

Der elfjährige Oskar verliert seinen Vater bei dem Anschlag auf das World Trade Center. Mit seiner Mutter hat er ein wesentlich schlechteres Verhältnis, seinem Psychologen will er sich prinzipiell nicht öffnen und in der Schule wird er von den Mitschülern gemobbt. Sein Leben beginnt erst wieder Sinn zu machen, als er im Zimmer seines Vaters einen mit "Black" beschrifteten Umschlag findet, in dem ein Schlüssel aufbewahrt wird. Oskar besucht nun jedes Wochenende vier Blacks in New York, um herauszufinden, wer weiß, was es mit dem Schlüssel auf sich hat. Bei seiner Suche macht er viele interessante Bekanntschaften, die sein Leben wieder lebenswerter machen.

Vermutlich hat Jonathan Safran Foer allein deshalb schon das Interesse der breiten Masse gewonnen, weil er den Einsturz der Twin Towers thematisiert. Diese Horrorgeschichte hat nicht nur die States, sondern die ganze Welt schockiert, weshalb das Thema auch nach elf Jahren immer noch nicht vom Tisch ist.
Doch es ist nicht nur das Thema, durch welches der Roman überzeugt. Es ist auch, oder hauptsächlich, die rührende Geschichte um einen autistischen Jungen, der den Tod seines Vaters nicht akzeptieren will. Der Kampf um die Hoffnung, dass dieser doch noch lebt, ist der rote Faden, auf dem die Leser trotz des traurigen Rahmens mit Leichtigkeit balancieren können. Deswegen bedrückt das Buch auch gar nicht, im Gegenteil, der Leser mutiert beim Einblick in Oscars Welt eher zum Dauerschmunzler. Verstärkt wird die fröhliche Stimmung des Romans von der pfiffigen Art, in welcher der zwölfjährige seine Mission erzählt. Oscars Intelligenz und seine soziale Unbeholfenheit, die dabei deutlich zum Vorschein kommen, machen ihn sofort zum Liebling der Leser.
Super erdacht sind auch die Eigenschaften und Gewohnheiten des Jungen. In "Stuff that happened to me", einem Blankobuch, sammelt er Zeitungsartikel, die ihn beschäftigen, und eigene Fotos. Dieses Bedürfnis, alles genau zu dokumentieren, ist sicherlich Teil des Autismus und rundet den Charakter der Hauptfigur wunderbar ab. Die Fotos, die Oscar schießt, sind sogar im Buch abgebildet, der Leser kann also sehr tief in die Welt des Jungen eintauchen, weil er quasi "Stuff that happened to me" vor sich hat.

von Mara 18 Jahre, Redaktion Köln 1 am 09.10.2012, Format: Buch

Fazit

Ein wunderbares Buch, das keineswegs von Dramatik und Trauer aufgrund des Verlustes des Vaters strotzt, sondern im Gegenteil durch seine Unschuld und Leichtigkeit auf ganzer Linie überzeugt.

Weitere Informationen

  • USA 2005
  • Komödie/Drama
  • Regisseur/in: Jonathan Safran Foer
  • FSK: Ohne Altersbeschränkung

Gesamtwertung

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