Django Unchained
An bestimmte Regisseure hat man bestimmte Erwartungen. Von Hitchcock beispielsweise erwartet man Stars als Publikumsmagneten, Spannung und einen kurzen Auftritt des Regisseurs in einer unwichtigen Nebenrolle. Quentin Tarantino gehört auch zu diesen Regisseuren. Einen Tarantino-Film verbindet man mit Witz, nackten Füßen, übermäßig viel Blut und -oh Wunder- einem kurzen Auftritt des Regisseurs in einer unwichtigen Nebenrolle. "Django Unchained" enttäuscht den Tarantino-Liebhaber folglich in diesen Punkten in keinster Hinsicht, bereits zu Beginn des Films kann der Regisseur mit nackten Füßen aufwarten, als fünf Sklaven aneinandergekettet und von zwei Reitern begleitet in nächtlicher Kälte Texas durchqueren. Ihr Trip währt nur ein Lied und den Vorspann lang, danach werden sie unterbrochen von einem herannahenden, etwas seltsam anmutenden Gefährt, auf dem ein überdimensionaler Zahn wie wild hin- und herwackelt. Der Fahrer stellt sich als Dr. King Schulz vor, ein Zahnarzt, der offensichtlich nichts böses im Sinne hat und gerne einen der Sklaven kaufen möchte. Als die beiden Reiter sich weigern, auf sein Angebot einzugehen, schießt King Schultz sie kurzerhand nieder und zieht mit seiner Errungenschaft, einem Sklaven, namens Django los. Der angebliche Zahnarzt stellt sich als Kopfgeldjäger heraus, der Djangos Hilfe zur Identifizierung dreier gesuchter Brüder braucht. Gemeinsam reinigen sie Teile der Staaten von jeglichen Bösewichten ohne jegliche Schwierigkeiten. Die wahre Herausforderung beginnt erst, als Dr. King Schultz Django seinen Dank durch den Kauf seiner Frau Broomhilda erweisen möchte. Die einzige Möglichkeit dazu ist eine List, da sie Sklavin von dem frankophilen Monsieur Candie, dem Schreckensherrscher der legendären Candylandplantage, ist, der ohne weiteres nicht verhandlungsbereit ist.
Auch das Blut lässt nicht lange auf sich warten, in seiner Rolle als Kopfgeldjäger erschießt Christoph Waltz fast in jeder Szene einen mehr oder weniger bösen Bösewicht, wobei dann auch gut und gerne mal eine drei Meter hohe Blutfontäne in die Luft schießt.
Splatter ist "Django Unchained" trotzdem nicht. Die übertriebenen Massen an Blut wirken eher wie eine Parodie auf Horror- oder Actionfilme, in denen angeblich realistische, gleichzeitig aber unrealistisch wirkende Blutmengen fließen. Fast jeder Tod wird außerdem begleitet von Dr. King Schulz humorvollen Bemerkungen, deren witziger Inhalt die Qualität des gesamten Filmes sichert. Ohne diesen Charakter, den Christoph Waltz verkörpert, als wäre er ihm auf den Leib geschrieben, wäre "Django Unchained" langweilig. Ein Film, bei dem sich der Zuschauer ständig die Frage stellen muss, warum was wo und wie passiert. Django hingegen, dessen Namen ja immerhin den Titel des Filmes bildet, erblasst neben ihm völlig. Der farbige Siegfried aus Amerika, der schneller den Colt zieht als jeder andere und seine Broomhilda zurückgewinnen will, ist im Grunde ein platter Charakter, der sich im Laufe des Films weder entwickelt noch sonderlich hervortut. Leonardo DiCaprio hingegen mimt äußerst erfolgreich den Bösen, den schmierigen Typen, der so gar nicht böse scheint.
Die Charaktere wandeln in einer wundervollen Westernatmoshphäre, die neben den eindrucksvollen und oft weiten Bildern nicht zuletzt von der Musik erzeugt wird. Es gibt keinen einzelnen Komponisten, dem man hierfür sein Lob aussprechen könnte, nein, Tarantino engagierte gleich mehrere. Ennio Morricone und Luis Bacalov trugen den größten Teil dazu bei, aber auch Lieder wie "Ain‘t no Grave" von Johnny Cash sind mit von der Partie.
von Mara 19 Jahre, Redaktion Köln 1 am 25.04.2013, Format: Film
Fazit
Ein Film, der jeden Zuschauer aus den Latschen haut, und das nicht nur einmal.Weitere Informationen
- USA 2012
- Westernkomödie
- Westernkomödie
- Regisseur/in: Quentin Tarantino
- Darsteller/innen: Christoph Waltz, Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio, Samuel Jackson
- FSK: ab 16 Jahren
- Länge: 165 min.
- Verlag: Sony Pictures
Gesamtwertung
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