Vier Minuten

Der Film handelt von der Inhaftierten Jenny, die durch das Klavierspielen als Therapie Frau Krüger kennen lernt und zu ihr eine enge facettenreiche Beziehung aufbaut.

Frauengefängnis: Eine Zelle, ein Hochbett, eine erhängte Frau, darunter schläft Jenny (gespielt von Hannah Herzsprung), erwacht, nimmt sich die letzte Zigarette aus der Tasche der Selbstmörderin und drückt auf den Knopf. Die Beamten werden alarmiert.
In diesem Szenario beginnt der Zuschauer die mutmaßliche Hauptdarstellerin zu beobachten.
Ein Flügel wird über das raue Pflaster geschoben. Auf dem Gelände des Frauengefängnisses. Hintendrein trottet eine alte Dame, Traude Krüger (gespielt von Monica Bleibtreu). Sie gibt seit 60 Jahren Klavierunterricht in diesem Gefängnis. Mittlerweile ohne Bezahlung. Und einer geringen Anzahl von Schülerinnen, 3 von 200 Inhaftierten, wobei eine ihrer Schülerin just in einer Zelle gefunden wurde, erhängt, neben dem Bett von Jenny.
Durch diesen Vorfall ist es an der Zeit für neue Schülerinnen zu sorgen, da dem Klavierzimmer ansonsten die Abschaffung zu Nahe rückt. Es sei überflüssig. Nach einer neuen Werbeaktion von Schülern durch Laienpoet und Vollzugsangestellten Mütze, findet Jenny den Weg in die 60-jährige Klaviergeschichte von Frau Krüger und deren Klavierzimmer. Nachdem Jenny Mütze beim Probespielen krankenhausreif geprügelt hat, empfindet der Leiter der Justizvollzugsanstalt es für sinnvoll, Jenny über ihr früheres Talent im Klavierspielen zu Therapieren. Ganz gegen Frau Krügers Vorstellung, die diese Idee vorerst ablehnt. Doch nach und nach, mit Ausrastern Jennys, der von Frau Krügers geforderten Unterwerfung und einer stetig engeren Bindung der beiden, größtenteils von Jenny herbeigeführt, entwickelt sich eine verzwickte, von Emotionen hin und her gerissene Beziehung, mit nicht vorhersehbaren Konsequenzen.
Nebenbei erfährt der Beobachter durch Flashbacks immer mehr über das Leben der jungen Trude Krüger und deren tragisches Ende einer homosexuellen Liebesgeschichte, verboten durch das Regime um Hitler.
Nach und nach tun sich mehr und mehr Fakten der Gefühlswelten der beiden Frauen, Jenny und Frau Krüger, auf, wobei deren Verhältnis bis zum Schluss nie klar erscheint. Neben dessen Gefühlswelten und Verhältnis spannt sich ein Netz verschiedener anderer Handlungsstränge: Der alkoholsüchtige Vater, der seine von ihm vergewaltigte Tochter Jenny wieder für sich gewinnen will, dem dümmlich wirkenden Mütze, der versucht seine Rache an seiner Schänderin auszudrücken und um mehr Aufmerksamkeit kämpft und dem sensationslüsternen Leiter der Vollzugsanstalt, der sich mit dem Talent Jennys reichlich gute Kritiken über die Anstalt verspricht.
All diese Schicksale werden in dem Film Stück für Stück mit einander verbunden, um zum Schluss alle Parteien an dem vierminütigen Auftritt von Jenny teilhaben zu lassen, an dem sie nur teilnehmen kann, da Frau Krüger einen Ausbruch arrangiert hat. Aus welchem Grund nun ein kompliziertes Handlungsgeflecht aufgebaut wird und warum die geflohene Jenny nun mit voller Inbrunst ihre eigene Interpretation von Klaviermusik auf der Bühne darstellt, um dann wieder verhaftet zu werden, bleibt offen. Hier beginnen nun die Interpretationen jedes Zuschauers.

Allgemein ist der Film ernst und dramatisch dargestellt. Gefängniszellen wirken trist, das Leben im Gefängnis nicht lebenswert, Rückblicke fallen auf durch ihren farblichen Unterschied. Einige Lichtblicke humoristischen Anklangs lassen Emotionen echt wirken und geben das Gefühl von Trauer und Freude sehr gut wieder. Die Musikuntermalung, die bei diesem klavierbestimmten Film natürlich auch auf dessen Stärken zurückgreift, ist äußerst gelungen und lässt einem ab und an die Gänsehaut auf dem Rücken spüren. Ebenso zu erwähnen sind die hervorragenden Schauspieler, die ihre Charaktere wahrlich zum Leben erwecken, intensiv und sehr authentisch darstellen.
Dem Film fehlt jedoch das gewisse Maß an Überschaubarkeit und Handlungsintensität, die innerhalb der zwei Stunden Laufzeit den Rahmen sprengt und die im Fordergrund stehende Handlung etwas untergehen lässt.

von Niedersachsen Redaktion SchulKinoWochen am 19.05.2008, Format: Film

Fazit

Zu Empfehlen ist dieser Film allen Freunden der Klaviermusik, des Dramas und handlungsreicher Filme. Von Kai K. (Berufsschulklasse der Fachschule Heilerziehungspflege in Quakenbrück)

Weitere Informationen

  • Deutschland 2006
  • Drama
  • Regisseur/in: Chris Kraus
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 111 min.

Gesamtwertung

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