Knallhart

„Knallhart „ ist der Name des neusten Werkes von Regisseur Detlev Buck, das auf dem gleichnamigen Jugendroman von Gregor Tessnow beruht.

Dieser Ghettofilm heißt nicht ohne Grund so. Obwohl der Streifen von der FSK ab zwölf Jahren empfohlen wurde, geht es während der 99-minütigen Laufzeit hart zur Sache: Schlägereien, blutüberströmte Gesichter und „verbale Körperverletzung“. Doch der Film will nicht als Actionthriller missverstanden werden, eher als gesellschaftskritischer Film mit belehrenden und abschreckenden Elementen.

Die Hauptperson Michael Polischka und seine Mutter Mirjam sind vom reichen Arzt Dr. Peters in Berlin – Zehlendorf auf die Straße gesetzt worden. Da sie knapp bei Kasse sind, muss eine kleine Wohnung im Stadtteil Neukölln als Behausung herhalten. Im Ghetto wird Michael quasi vom Tellerwäscher zum Millionär. Ist er anfangs noch der Boxsack für den Türken Erol und seine Gang, so arbeitet er später als Drogenkurier für den Afghanen Hamal und genießt den ganzen Schutz eines mächtigen Drogenkartells. Alles läuft ganz gut für Michael, bis ihm Erol ein letzte Mal in die Quere kommt und eine Lawine auslöst, die mit den Tod eines Menschen endet.

Wer „Knallhart“ gesehen hat, dem drängen sich solche Fragen auf: Musste wirklich jemand sterben? Wie hätten die Protagonisten handeln müssen, um das tragische Ende zu verhindern? Fragen, die man sich nur selbst beantworten kann. Doch wenn ein Film zum Nachdenken anregt, ist es ein guter Film.

Detlev Buck hat seine Charaktere mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt. Da gibt es zum einen die Halbbrüder Crille und Matze, deren Vater Fernfahrer ist und die Michaels einzige Freunde in diesem düsteren Ghettomilieu sind, und zum Anderen den schüchternen Polizisten Gerber, der sich unglücklich in Michaels Mutter Mirjam Polischka verliebt. Der interessanteste Protagonist ist aber Erol: Nach außen ein grausamer, gewaltbereiter Ganganführer, der Schutzgeld von hilflosen Opfern erpresst, aber irgendwo unterdrückt in seinem Herzen ein junger Mann, der seine beiden Kinder mit dem Kinderwagen durch die Stadt schiebt und sich von seiner Freundin vor allen Leuten blamieren lässt.

„Knallhart“ zeigt mit schonungsloser Deutlichkeit die besonders in den Großstädten immer größer werdenden Unterschiede zwischen arm und reich auf. Hierzu passt ein Zitat eines Berliner Rappers: „ Ihr habt alle reiche Eltern und sagt: `Deutschland hat kein Ghetto“.
Weitere Probleme, die im Film angesprochen werden, sind die mangelnde Bereitschaft der vielen Ausländer, sich anzupassen oder in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, Drogenmussbrauch sowie Gewalt.

Durch eintönige Farben, triste Wohnblockfassaden und einen ständig bewölkten Himmel schafft Detlev Buck eine düstere, hoffnungslose Atmosphäre. Nahaufnahmen von tränen- oder blutüberströmten Gesichtern bringen den einen oder anderen dazu wegzuschauen oder einen leisen Entsetzensschrei auszustoßen. Großstadtlärm oder Hardrockmusik liefern die akustische Untermalung. Durch sehr gute Kameraführung und Vertonung wirkt der Film noch realistischer und glaubwürdiger.

von Thü./Sachs.2008 Redaktion SchulKinoWochen am 22.02.2008, Format: Film

Fazit

Wer einen Familienausflug ins Kino plant und einfach nur gut unterhalten werden will, der sollte diesen Film besser nicht ansehen. Alle anderen aber, die einen kritischen und tiefgründigen Film sehen wollen und die, wenn sie Blut sehen, nicht gleich in Ohnmacht fallen, sollten „Knallhart“ auf jeden Fall erleben. Paul König besucht das Oskar – Gründler – Gymnasium in Gebesee und ist Preisträger der 9/10. Klasse beim Schülerfilmkritikwettbewerb Thüringen/ Sachsen Anhalt 2007

Weitere Informationen

  • Deutscchland 2006
  • Drama
  • FSK: ab 12 Jahren

Gesamtwertung

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