Gegen die Wand
In seinem Film „Gegen die Wand“ erzählt der türkische Regisseur Fatih Akin in Episoden die ungewöhnliche Love Story von Sibel und Cahit.
Sibel ist eine junge türkische Frau, die endlich ein – auch in sexueller Hinsicht – freies Leben führen will. Doch ihre sehr konservative, den hermetischen türkischen Traditionen verhaftete Familie hindert sie daran. Nach einem misslungenen Suizidversuch wird sie in die Psychiatrie eingeliefert, wo sie den jungen alkoholabhängigen Türken Cahit kennen lernt. Auch er hat einen Suizidversuch unternommen, er fuhr sich und sein völlig prinzipienfreies Leben – erfolglos - mit dem Auto „gegen die Wand“. Sibel bittet Cahit darum, eine Scheinehe mit ihr einzugehen, um ihrer konservativen Familie zu entkommen und ihren Traum von sexueller und kultureller Selbstentfaltung verwirklichen zu können. Cahit lehnt diesen Vorschlag zunächst ab. Doch nachdem Sibel ihrem Ansinnen mit einem weiteren Selbstmordversuch Nachdruck verleiht, willigt er panisch ein. Sibels Plan scheint zunächst aufzugehen. Beide führen ihr singuläres Leben, ohne sich einzugestehen, dass sie mit der Zeit Zuneigung und Liebe für sich entwickeln. Als Cahit im Affekt einen von Sibels Liebhabern tötet, wird er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, während Sibel vor ihrer rachsüchtigen und auf die türkische Ehre bedachten Familie nach Istanbul flüchten muss. Doch auch hier sieht sie sich mit den Rollenklischees der türkischen Gesellschaft konfrontiert, die sie ihrer Freiheit berauben. Sibel provoziert selbstzerstörerische Demütigungen, beleidigt nachts drei Zechbrüder, die sie brutal niederprügeln und lebensgefährlich verletzen. Das Leben beider ist nun an ihrem Wendepunkt angelangt.
Nachdem Cahit – nun frei vom Alkohol - seine Gefängnisstrafe abgesessen hat, fliegt er in die Türkei um Sibel wiederzusehen. Diese hat inzwischen einen Freund und einen Sohn, scheint ihr Gleichgewicht gefunden zu haben. Sibel und Cahit verbringen die Nacht miteinander und verabreden sich, zusammen in Cahits Heimatstadt zu gehen. Doch Cahit wartet vergebens auf Sibel, die sich anders, gegen ihre Liebe entschieden hat, er fährt ohne sie nach Mersin.
Fatih Akin kritisiert in seinem Film die türkische Gesellschaft und ihre konservativen, ja reaktionären Wertvorstellungen auf äußerst provokante und erschütternde Weise. Er versetzt seinen Zuschauern einen Schock nach dem anderen. Sowohl die expliziten und empörenden Sex- und Gewaltszenen als auch die häufig vulgäre und derb-direkte Sprache stellen sie auf eine harte Probe und bewirken kontroverse Diskussionen. Jedenfalls schuf Fatih Akin ein sehr mutiges und wichtiges Werk. Mutig, weil sich der Regisseur gegen die eigenen patriarchalischen Landsmänner stellt, und wichtig, weil er unbeschönigend die ungeschminkte Wahrheit über das erniedrigende Rollenklischee der türkischen Frau ausspricht. Andererseits erinnern die balladesken Folklore-Sequenzen, die die rasante Gewaltorgie stets unterbrechen, liebevoll an die stolzen türkischen Traditionen und den malerischen Klang ihrer Sprache. Sie sensibilisieren den Zuschauer, genau wie die humorvolle Situationskomik. Ein Kontrast, der die Wirkung von Fatih Akins radikalem Film „Gegen die Wand“ noch steigert.
von NRW 2008 Redaktion SchulKinoWochen am 07.03.2008, Format: Film
Fazit
Zuletzt bleibt nur noch die aufrichtige Anerkennung zu artikulieren vor der hingebungsvollen schauspielerischen Leistung der atemberaubenden Sibel Kekilli. Bravo! Klasse HHU 1, Nell-Breuning-Berufskolleg, Bad HonnefWeitere Informationen
- Deuschland 2004
- Drama
- FSK: ab 12 Jahren
Gesamtwertung
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