Zwei an einem Tag

Wie entwickeln sich zwei Menschen und deren Beziehung zueinander im Laufe ihres Lebens?

Emma Morley lernt Dexter Mayhew am 5. Juli 1988 auf der Abschlussfeier vom College kennen, und die Beiden haben einen (zuerst unwichtig erscheinenden) One-Night-Stand. Nach der gemeinsam verbrachten Nacht trennen sich ihre Wege, sie streben verschiedene Karrieren an, doch trotzdem bleiben sie im Kontakt.
Emma sucht die Selbstverwirklichung in jeglicher Art von Kreativität, wie zum Beispiel am Theater, aber kann sich selbst nicht lieben. Ihr fehlt es an dem nötigen Selbstvertrauen. Obschon sie mannigfaltige Talente hat, hat sie das Gefühl, nichts daraus machen zu können.
An Selbstvertrauen als auch Selbstbewusstsein mangelt es Dexter keinesfalls, was ihm dazu verhilft, 1992 ein berühmter TV-Moderator zu werden. Aber je populärer Dexter wird, desto mehr vernachlässigt er die zarte Freundschaft mit Emma, die deprimiert zu der Zeit in einem heruntergekommenen Imbiss arbeitet.
Wird die Freundschaft, die so viele Jahre bestanden hat, an den Unterschieden zwischen den Beiden scheitern?

Dieses Buch ist genial!
Keiner kann eine Beziehung zwischen zwei so unterschiedlichen Charakteren besser und realistischer beschreiben, als es David Nicholls in diesem Buch schafft.
Man kann sich in die Personen hineinversetzen, und ihre Probleme (zum Beispiel die Unentschlossenheit, was mit der Zukunft anzustellen ist) nachvollziehen. Somit ist die Identifizierung mit den Charakteren einfach, und der Leser entdeckt viele neue Seiten an sich selber. Sie wirken echt, real und ehrlich, so wie Menschen wie wir nun mal sind, und sind keine "Kitsch-Gespinste", die nur tolle Sachen von sich geben und sowieso einfach einen solch außergewöhnlichen Charakter haben, dass man sie lieben MUSS. Dexter und Emma sind liebenswürdig, aber haben auch Fehler; sie machen Fehltritte und bereuen - sie leben.
Ebenfalls schön an dem Buch ist, dass nichts vorhersehbar ist, denn wenn man das Buch beginnt zu lesen, setzt man automatisch voraus, dass Emma und Dexter in Zukunft ein Paar werden.
Emmas Mangel an Selbstbewusstsein ist vielen Frauen (aber auch Männern) bekannt, und dass sie sich selbst nicht akzeptieren können. Dexters Selbstüberschätzung kennt man ebenfalls von einigen Personen, und man versteht sofort, warum Emma sein Verhalten missbilligt.
Noch besser ist aber, dass Emma sich trotzdem in gewissem Maße liebt, also sehr vielschichtig ist, und auch Dexter im Grunde innerlich gebrochen ist, und sein Gehabe nur oberflächlich existiert.
David Nicholls Schreibstil ist so gut und präzise, dass es ihm gelingt, jegliche Emotionen im Leser aufzuwühlen. Ich musste viel lachen, aber auch weinen, weil er dem Leser aus dem Herzen schreibt.

von maria.r 16 Jahre, Redaktion Münster am 31.03.2011, Format: Buch