Wonder Woman

Die beliebteste Superheldin aller Zeiten zum ersten Mal auf der großen Leinwand. War der Film den Hype wert?

"Wonder Woman" erzählt die Origin-Story der Amazonenprinzessin und Superheldin Diana Prince a.k.a. Wonder Woman. Der Film beginnt mit ihrer von den Menschen abgeschotteten Jugend und Ausbildung auf ihrer Heimatinsel. Erst durch eine zufällige Begegnung mit dem Militärpiloten Steve Trevor erfährt sie von den Grausamkeiten der Menschheit und dem andauernden ersten Weltkrieg. Entschlossen, den Krieg zu beenden und den scheinbar für den Krieg verantwortlichen Kriegsgott Ares zu besiegen, schließt sie sich Trevor an. Auf ihrer Reise lernt Diana Vieles über die Menschheit, und fängt an, ihr wahres Potenzial und ihre Bestimmung zu entdecken.

Der Film ist die erste Solo-Adaption von DCs beliebtester Superheldin und wurde dementsprechend gehyped. Debatten über Diana als feministische Ikone, sowie eine Kontroverse, die durch eine nur für Frauen zugängliche Vorstellung des Werkes ausgelöst wurde, verstärkten die Spannung nur noch - vor allem in den USA. Zudem handelt der Film nicht nur von einer erfolgreichen, starken Frau, sondern wurde auch von einer gemacht: Patty Jenkins, die mit "Wonder Woman" ihren erst zweiten Spielfilm umgesetzt hat. Somit stand der Film unter einem enormen Druck, sowohl Comic-Fans, als auch normale Kinobesucher zufriedenzustellen, dem DCEU (DC Extended Universe) Aufschwung zu geben, und dabei noch zu beweisen, dass Frauen sowohl in der Filmindustrie, als auch im Superheldentum eine Daseinsberechtigung besitzen.

Hat "Wonder Woman" in all dem Erfolg gehabt und ist ein fehlerloser Film? Nein. Er wirft moralisch-philosophische Fragen über die Menschheit und das Böse auf, behandelt diese jedoch teils nur oberflächlich, bzw. versucht Zuschauer mit der Universalantwort Liebe zufriedenzustellen. Die Computereffekte lassen an manchen Stellen zu wünschen übrig und wirken an anderen überflüssig.  So schießt beispielsweise die finale Action-Szene etwas übers Ziel hinaus und ist nur schwer ernstzunehmen. Frustrierenderweise werden manche Fremdsprachen synchronisiert, während Deutsch durch Englisch-mit-deutschem-Akzent ersetzt wird. Abgesehen davon mag die Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren stimmen, ihre romantische Beziehung bleibt trotzdem unterentwickelt und vorhersehbar.

Nichtsdestotrotz ist "Wonder Woman" kein schlechter Film, in Teilen ist er sogar hervorragend. Im Gegensatz zu vielen aktuellen Superheldenfilmen, die mit Düsterheit und innerlich zwiespältigen Anti-Helden versuchen zu überzeugen, wird es Diana hier stets erlaubt edel, moralisch und mitfühlend zu sein. Sie bleibt konsequent eine echte Heldin, auch wenn sie grausame Dinge über die Menschen lernt und ihr Weltbild adjustieren muss. Dianas Stärken und Schwächen werden ausgewogen dargestellt und verleihen ihrem Charakter Tiefe. So mögen sie und ihr Plan alles Böse auf einmal zu besiegen, gerade zu Anfangs sehr naiv sein, aber sie beweist immer wieder, dass sie trotzdem intelligent und weise ist. Gal Gadot und Chris Pine sind dabei so sympathisch, dass Dianas und Steves Interaktionen trotz der Klischeehaftigkeit unterhaltsam bleiben und keine Langeweile aufkommt. Der Humor lockert dabei den Film auf und wirkt nicht fehl am Platz und die visuelle Gestaltung des Films ist durchgehend angenehm. Vor allem durch den Kontrast zwischen den trostlosen, grauen Tönen des Krieges zu den heraustechenden Farben von Dianas ikonischem Kostüm bleibt das Bild interessant.

Die Frauen in „Wonder Woman“ werden allgemein, nicht zuletzt dank Jenkins, sehr realistisch und divers dargestellt und nicht, wie in vielen anderen Filmen, sexualisiert. So sind die Amazonen stark, talentiert, muskulös und sowohl vom Alter, als auch der Hautfarbe unterschiedlich. Auch Gal Gadot, die selbst als Soldatin gedient hat und somit tatsächlich kampferprobt ist, überzeugt durch ihren durchtrainierten Körper und ihre Sicherheit in Kampfszenen. Erfrischend ist auch das Abhandensein von jeglichen lüsternen Kameraeinstellungen, die ausschließlich das Gesäß oder ähnliches von weiblichen Charakteren zeigen, obwohl Dianas bzw. Gadots Schönheit nie geleugnet wird. Daraus entsteht ein unerschrockenes, stolzes Porträt von Frauen und typisch femininen Eigenschaften. Jenkins präsentiert das Bild einer Frau, die stark ist, gerade weil sie ihre feminine Seite wertschätzt und ihre Empathie als Stärke nutzt, anstatt jegliche typisch feminine Eigenschaft von sich zu weisen und Verständnis und Verletzlichkeit als schwach abzutun.

"Wonder Woman" ist ein guter Superheldenfilm und sein Erfolg an der Kinokasse ist ein Schritt in eine Zukunft, in der Frauen vor und hinter der Kamera wirklich ernstgenommen werden. Während die Charaktere gut entwickelt und geschrieben sind, leidet leider die Story etwas unter der, angesichts der Themen des Filmes, zu vagen und schwachen Moral, die oft ins Kitschige abgleitet.

von Tessa 18 Jahre, Redaktion Köln 2 am 07.07.2017, Format: Film

Fazit

Guter Superheldenfilm mit einer starken, gut geschriebenen Protagonistin, aber einer zu oberflächlichen, leicht kitschigen Moral.

Weitere Informationen

  • USA 2017
  • Action, Adventure, Superheldenfilm
  • Regisseur/in: Patty Jenkins
  • Darsteller/innen: Gal Gadot, Chris Pine
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 141 min.

Gesamtwertung

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