Stille

Einen Film der starken Frauen wollte Phan Dang Di drehen...

Kindheit, Alter, tropische Hitze. Drei Generationen leben zusammen in Hanoi. Bi, sechs Jahre alt, spielt während der heißen Jahreszeit am liebsten in der Eisfabrik, der Vater liebt eine Masseuse, die Tante einen Jugendlichen, der Großvater ist schwerkrank. Weniger einen narrativen als einen sinnlichen, erotischen Film, einen Film der starken Frauen wollte Phan Dang Di drehen.

Bo kniet mitten in der Nacht völlig betrunken auf dem Boden der Küche. Für den Bruchteil einer Sekunde trifft sich sein Blick mit dem seines todkranken Vaters. In Bos Augen spiegelt sich Hilflosigkeit wieder. Sein Vater erscheint hoffnungsvoll, bis Bo sich abwendet. Dann verlässt er den Raum. Die Chance auf ein klärendes Gespräch nach Jahren der Stille zerfließt wie das Eis in Bos Händen.

Fehlende Kommunikation ist einer der zentralen Aspekte von Phang Deng Dis Erstlingswerk BI DUNG SO. Lediglich die Hauptfigur, der sechsjährige Bi, ist davon ausgenommen. Faszinierend dargestellt, entdeckt der Zuschauer mit ihm und seiner typisch kindlichen Neugier und Leichtigkeit das exotische Vietnam. Es ist gerade dieser sechsjährige Junge, der das Schweigen bricht, der an den Gefühlen der anderen interessiert ist.
Leider muss er aber auch den roten Faden des Films darstellen, der keiner fortlaufenden Handlung zu folgen scheint, in welchem dem Zuschauer nicht wirklich klar wird, worauf Phang Deng Di abzielt. Ist es die Rolle der Frau? Ist es die fehlende Kommunikation in einer Familie? Oder will er dem Zuschauer nur sein Heimatland Vietnam näher bringen? Durch seltene Musikuntermalung, das Portraitieren von Bis Familie, große Authentizität der Charaktere und einen scheinbar nahezu dramaturgiefreien Handlungsverlauf erinnert BI DUNG SO an vielen Stellen an eine Dokumentation.

von Redakteur Redaktion Cannes Critique am 21.05.2010, Format: Film

Fazit

Dieser Film bietet zwar durch zahlreiche unbeantwortet gelassene Fragen viel Interpretationsfreiraum, gleichzeitig entsteht jedoch der Eindruck, dass BI DUNG SO ein konkretes Thema fehlt. Genauso wie der letzten Szene die Bilder fehlen, in welcher dem Zuschauer lediglich die schwarze Leinwand und der Ausruf „Hab keine Angst, Bi!“ bleiben. Ulrike Fritz, Gerwin Laux und Patrick Metze

Weitere Informationen

  • Frankreich/Vietnam 2010
  • Drama
  • FSK: Ohne Altersbeschränkung

Gesamtwertung

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