Der Manchurian Kandidat

Ein packender Film über Politik und Moral mit einem Denzel Washington auf der Suche nach der Wahrheit.

Während des Golfkrieges im Jahre 1991, gerät Captain Bennet Marco mit seinem Trupp in Kuwait in einen Hinterhalt. Die Lage scheint zunächst ausweglos. Doch dann rettet der junge Sergeant Raymond Shaw seine Leute, indem er alle Feinde im Alleingang ausschaltet. Als gefeierter Kriegsheld kehrt er in sein Heimatland zurück und wird mit der Medal of Honor ausgezeichnet.

12 Jahre nach dem Vorfall kandidiert Raymond als Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Dabei wird er von seiner Mutter Eleanor, einer mächtigen Senatorin, unterstützt. Derweil geht es Marco weniger gut. Nachts leidet er unter Albträumen, die ihn das in Frage stellen lassen, was in der einen Nacht in Kuwait geschehen ist. Da er zunehemend immer stärker an seinen Erinnerungen zweifelt, sucht er sich Hilfe, doch niemand schenkt ihm so wirklich Gehör. Stattdessen rät man Marco einen Arzt aufzusuchen, weil man bei ihm das Golfkriegssyndrom vermutet.

Allerdings gibt Marco nicht auf und findet schließlich jemandem, der ihm Glauben schenkt: der Wissenschaftler Delp. Dieser bietet ihm eine Elektroschocktherapie an, mit deren Hilfe Marco sich ganz genau erinnern soll. Nachdem er die Aufzeichnungen eines weiteren - mitlerweile verstorbenen - Mitglieds seiner Truppe gefunden hat, in denen dieser von ähnlichen Erinnerugnslücken berichtet, willigt Marco ein. Als er sich dann erinnert, bringt er unglaubliche Geheimnisse ans Licht, die alle in Verbindung mit dem frisch ernannten Vizeprsäidenten und vermeintlichen Retter Raymon Shaw stehen.

Nach gefeierten Filmen wie "Das Schweigen der Lämmer" (1991) und "Philadelphia" (1993) drehte Jonathan Demme 2004 diesen starbesetzten Thriller, der an die Qualität seiner großen Werke nicht ganz anknüpfen kann, aber immer noch spannend ist.

Der Film beginnt mit einer Rückblende über den Hinterhalt in Kuwait, an der erstmal noch gar nichts merkwürdig erscheint. Erst wenn Denzel Washington wenige Filmminuten später mit versteinerter Miene auf dem Sofa sitzt, einen Live - Bericht über Raymond Shaw im Fernsehen verfolgt und dabei jedes Wort der Befürworter Shaws mitsprechen kann, wird dem Zuschauer bewusst, dass dieser Film in eine ganz andere Richtung will, als es die ersten Minuten vermuten lassen.

Die Atmosphäre lässt sich wohl am ehesten als posttraumatisch bezeichnen. In den Nachrichten ist die Rede von Terrorangst und einem starken Mann ganz weit oben. Naheliegend ist da natürlich jemand, der selbst an der Front gekämpft hat und weiß, wie groß diese Bedrohung wirklich ist. Genau das macht sich die Senatorin Eleanor Shaw zu Nutze. Sie arbeitet mit einer Firma zusammen, die Waffen herstellt, und macht den von ihr eisern kontrollierten Sohn Raymond zum Vizepräsidentin.

So ist "Der Manchurian Kandidat" ein Film, der sich mit den Moralvorstellungen in der Politik im Bezug auf den wirtschaftlichen Aspekt auseinandersetzt. Diese brandaktuellen Themen verpackt in das Gewand eines modernen Thrillers, der es einem an einigen Stellen schwer macht dem Geschehen zu folgen, sind der Grund, warum dieser Film so sehenswert ist.

Kontinuierlich baut Jonathan Demme die Spannung auf, indem er immer mehr Geheimnisse lüftet und sich die Wege der handelnden Personen kreuzen. Das letzte Drittel ist dann aber doch arg vorhersehbar und hätte deshalb deutlich gestrafft werden können. So baut der Film gegen Ende wieder etwas Spannung ab und versucht noch mit wenig überraschenden Wendungen zu trumpfen, was dann natürlich nicht gelingt.

Diese Tatsache sorgt aber nicht dafür, dass es den Zuschauer langweilt. Das liegt vor allem daran, dass die Schauspieler glänzen. Meryl Streep spielt die machtbesessene Senatorin schlichtweg großartig. Liev Schreiber als Raymond Shaw überzeugt ebenfalls, auch wenn ihn seine Rolle dazu zwingt die ganze Zeit den gleichen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Dies ist aber kein Mangel an Schauspielkunst, wie man bei Keanu Reeves oder Tom Cruise denken mag, sondern eine für die Handlung notwendige Komponente. Auch Denzel Washington wird gewissermaßen gezwungen, mit einem einzigen Gesichtsausdruck zu spielen. Bei ihm wirkt das anfangs etwas befremdlich. Schließlich kennt man ihn aus Filmen, wie "Out of Time" oder der Actionkomödie "2 Guns" aus dem letzten Jahr als redeseligen, coolen und charismatischen Menschen. In diesem Film spielt er dagegen eine verschlossene, schweigsame und undurchsitige Person. An seiner Seite spult Jon Voight seine Standard-Nebenrolle routiniert und fast ohne schauspielerische Höhepunkte ab. Nur gegen Ende hat er eine ziemlich eindringliche Szene, die länger hängen bleibt.

Handwerklich ist der Film völlig in Ordnung. Sowohl die Kamera, als auch Ton sind gut, aber nicht herausstechend. Bei so einem Film erwartet man aber auch keine großartigen technischen Spielereien und das ist auch gar nicht notwendig. Lobenswert dagegen sind Schnitt und Musik. Während die Traumsequenzen mit vielen gut gesetzten Schnitten auffahren, unterstreicht die Musik das Geschehen die ganze Lauflänge über und baut zusätzlich Atmosphäre auf, wenn die Geschichte gegen Ende etwas davon einbüßt.

    

von Linus.Kr 15 Jahre, Redaktion Münster am 04.02.2014, Format: Film

Fazit

Spannender, gut gespielter Thriller mit einer interessanten Geschichte, der ein hochbrisantes Thema zugrunde liegt. Lediglich gegen Ende geht ein Stück Atmosphäre verloren, da die Auflösung zu vorhersehbar ist.

Weitere Informationen

  • USA 2004
  • Thriller, Drama
  • Spielfilm
  • Regisseur/in: Jonathan Demme
  • Darsteller/innen: Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber, Jon Voight, Vera Farmiga, Jeffrey Wright, Bruno Ganz, Anthony Mackie
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 129 min.
  • Verlag: Universal
  • Sonstiges: Budget: 80 Millionen $

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