Eine Bluebox wird aufgebaut.

Die Bluebox oder Trixen im Film

 

Es gibt viele Wege, um in Filmen zu tricksen. Einige davon beruhen auf der Möglichkeit, verschiedene Bilder zu kombinieren. So wurde zum Beispiel die Technik der Rückprojektion vor allem während der Zeit des Schwarz – Weiß - Films eingesetzt. Dabei agierten die SchauspielerInnen vor einer Leinwand, auf die von hinten ein anderes Bild projiziert wurde; viele Autofahrten wurden in der Anfangszeit des Films auf diese Weise gedreht. Mit der Einführung des Farbfilms ergaben sich jedoch technische Schwierigkeiten, so dass neue Techniken entwickelt werden mussten: Die Aufprojektion wird genau wie die Rückprojektion während des Drehs eingesetzt und ist ein etwas kompliziert zu erklärendes Verfahren, bei dem eine besondere Kristallwand sowie ein halbdurchsichtiger Spiegel zum Einsatz kommen. Eine weitere neue Technik ist das Bluebox-Verfahren (beim Film spricht man von der „Bluescreen-Technik“, screen bedeutet Leinwand), das hier ein bisschen genauer erklärt werden soll. Eine sehr gute Einführung findet ihr unter dem folgenden Link, dessen Inhalte hier kurz für euch zusammengefasst werden sollen: VFX - Forum.

Generell ist es so, dass zunächst eine Person vor einer blauen Wand aufgenommen wird, daher auch der Name des Verfahrens. Danach wird eine Aussparungsmaske verwendet, um die Person freizustellen. Dieser Prozess wird als „Keying“ bezeichnet. Das bedeutet, dass man einem Bearbeitungsprogramm den Befehl gibt, alles das, was im Film blau ist, aus dem Material quasi „rauszuschneiden“. Jetzt kann die Person nachträglich vor einen beliebigen Hintergrund gesetzt werden, so wie das beispielsweise bei der Wettervorhersage der Fall ist. Als Spinxxer habt ihr ja vielleicht schon selbst einmal an einem Bluebox - Workshop teilnehmen oder das Verfahren an einer Aktions - Station austesten dürfen und könnt euch ganz gut vorstellen, wie dieser Trick funktioniert.

Aber warum muss es denn ausgerechnet die Farbe Blau sein? Der Grund ist, dass Blau am menschlichen Körper am seltensten vorkommt und sich gut von den Hauttönen abhebt. So ist es zum Beispiel bei Wikipedia nachzulesen. Auch leuchtend - grüne Hintergrundwände kommen oft zum Einsatz (Greenscreen – Technik). Wenn ihr euch ein paar Beiträge des Threads (= Folge von Diskussionsbeiträgen in einem Internetforum) im VFX - Forum durchlest, könnt ihr ein bisschen mitverfolgen, wie die passionierten Hobby - Filmemacher darüber diskutieren, wann und warum sich welcher Screen besser eignet, ob dies eine Frage der Aufnahmetechnik oder der Signalverarbeitung ist und inwiefern die Entscheidung für einen Screen von den Farben des Vordergrunds und des späteren Hintergrunds abhängt.

Nehmen wir an, dass ihr mit einer Bluebox arbeitet: Bedeutet das dann, dass keiner eurer SchauspielerInnen blaue Augen haben oder blaue Kleidung tragen darf, weil alles Blaue unsichtbar gemacht wird? Ganz so ist es nicht, schließlich gibt es sehr unterschiedliche Blautöne. Wenn sich die Blautöne eures Vordergrundes genügend vom Blau der Bluebox, Chromablue genannt, unterscheiden, werdet ihr vielleicht gar keine Probleme haben. Das hängt allerdings auch davon ab, welche Technik euch zur Verfügung steht. Einen großen Unterschied macht es, ob ihr die Aufnahmen direkt in euren Computer einspeist und dort mit einem Programm bearbeiten lasst oder ob ihr ein Mischpult zwischengeschaltet habt. Mit letzterem könnt ihr sehr viel genauere und schönere Ergebnisse erzielen. So werdet ihr weniger mit dem Problem zu kämpfen haben, dass eure Aufnahmen nach dem Freistellungsprozess unsaubere Schnittkanten haben und wirken, als wären sie „ausgefranst“ – manchmal sieht man das sogar in Kinofilmen.

Die Beleuchtung ist nicht nur für scharfe Außenkanten wichtig, es sollte auch die Beleuchtung des Vordergrunds mit der Beleuchtung des späteren Hintergrunds zusammenpassen. Außerdem sollte der Screen optimalerweise gleichmäßig ausgeleuchtet sein, ohne dass Schatten darauf fallen. Weitere Details, auf die man achten kann, sind die richtige Oberfläche des Screen. Matte Oberflächen sind zu bevorzugen, weil sie das Licht nicht so stark reflektieren. Und wenn man ein Tuch benutzt, so wie im Bluebox - Workshop auf dem 5. Kritikergipfel FAKE IT in Gelsenkirchen (siehe unter „Kritikergipfel“), sollte es keine Falten und Knicke haben, die sind im späteren Bild zu sehen. Deswegen wurde das Bluebox - Tuch in Gelsenkirchen (schaut euch doch auch mal die Beschreibungen unter „Kritikergipfel“ an) auch so aufgehängt und am Boden festgemacht, dass es eine „Hohlkehle“ bildete: Das heißt, dass es nicht auf dem Boden lag und plötzlich senkrecht nach oben ging, das hätte eine deutliche Falte ergeben, sondern das Tuch stieg in leichtem Bogen an. Die Spinxxer mussten ganz schön aufpassen, um nicht aus Versehen dort drauf zu treten!

Nutzt am besten die nächste Gelegenheit, bei einem der spinxx - Workshops das Bluebox - Verfahren selbst auszuprobieren und fliegt dann auf einem Besen über Köln, macht euch mit Tarnumhängen unsichtbar oder begebt euch auf Expeditionen in ferne Länder. Danach seid ihr sicher Experten, was die Bluebox, ihre Möglichkeiten und ihre Technik betrifft.

Von Natália Wiedmann

Quellen:
James Monaco: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der neuen Medien. Reinbek bei Hamburg 2002.

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