Filmkritik "Vincent will meer" der Berufsgrundschuljahrklasse Elektrotechnik des Lippe-Berufskolleg, Lippstadt

Vincent will meer. So heißt der Film von Ralf Hüttner, der 2010 in die deutschen Kinos kam. Geistiges Anderssein ist ein sehr heikles Filmthema. Der Film handelt um drei Psychiatrie-Patienten, der Hauptfigur Vincent, einem am Tourette-Syndrom erkrankten jungen Mann, einer labilen Magersucht-Patientin und einem Zwangsneurotiker. Sie flüchten gemeinsam aus der Klinik, klauen das Auto der Fachärztin und fahren in den Süden – ein Trio mit Macken. In 96 Minuten erwartet uns ein Selbstfindungsabenteuer, in dem die drei Patienten auf der Suche nach dem Strand in Italien sind, um die Asche Vincents verstorbener Mutter ins Meer zu streuen.
Drehbuchautor und Hauptdarsteller Florian David Fitz als Vincent schafft es nach einem anfänglich kurzen Schockmoment, mit seiner Darstellung des Tourette-Syndroms, Interesse beim Zuschauer zu wecken. Die Krankheit äußert sich durch motorische und verbale Tics, wie unkontrollierte Bewegungen sowie Geräusche und obszöne Bemerkungen.
„In meinem Kopf tobt ein Clown, der mir zwischen die Synapsen scheißt.“
So beschreibt Vincent die Ausbrüche seiner ihm lästigen Krankheit.
Karoline Herfurth spielt die junge Frau Marie, die sich vor der Wirklichkeit immer weiter in die Magersucht flüchtet und Johannes Allmayer läuft als Zwangsneurotiker „Alex“ zu Höchstform auf.
Der heftige Ausbruch von Vincent bei der Beerdigung seiner Mutter bringt den Vater und Politiker dazu, ihn in die nächste Klinik zu stecken. Heino Ferch ist dieser Vater und er gibt seine miese Figur des seinen Sohn verabscheuenden Vater großartig mies. Auch der Fluchtversuch passt ihm überhaupt nicht in den Wahlkampf-Plan. Gemeinsam mit der Therapeutin folgt er also dem flüchtigen Trio, um das Problem zu klären, bevor es an die Öffentlichkeit gelangt. Doch die drei Ausreißer tricksen sie immer wieder aus. Die Ärztin der Klinik, gespielt von Katharina Müller-Elmau, die während der Verfolgung auch therapeutisch auf den Vater einwirkt, wirkt dagegen manchmal unglaubwürdig, weil sie einige für den Fortgang der Geschichte fatale menschliche Schwächen an den Tag legt.
Ralf Huettner hat bei diesem Film die Zutaten einer typischen Komödie mit denen eines Vater-Sohn-Konflikts gemischt. Amüsant wie ein klassischer Roadmovie, doch immer darauf bedacht nicht auf die Kosten der drei Patienten Lacher einzufahren. Andererseits aber auch ein Film, welcher von einem sehr ernsthaftes Thema handelt und die Gefühle ganz bestimmt nicht kalt lässt.
Es macht Spaß, die Tour der drei Psychiatrie-Patienten zu verfolgen und zu sehen, wie sie es schaffen, sich langsam mit ihren Problemen und Zwängen zu arrangieren und in ihre neue Zukunft stoßen. Eine klare Empfehlung unserer Klasse.

von NRW 2011 Redaktion SchulKinoWochen am 28.03.2011, Format: Reportage

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