Dramaturgie oder die Kunst, eine Geschichte spannend zu erzählen
Im Rahmen der Kinderfilmuni hat uns der Drehbuchautor Jens Becker in seiner Vorlesung etwas über Dramaturgie erzählt. Was ist die Dramaturgie? Dramaturgie ist die Lehre davon, wie man eine Geschichte gut erzählt. Herr Becker hat uns das mit einem Beispiel verdeutlicht: Stellt euch vor, ihr habt einen super Witz gehört, über den alle gelacht haben. Dann versucht ihr, den Witz nachzuerzählen. Aber ihr bringt die Reihenfolge durcheinander, vergesst am Anfang eine wichtige Information und vermasselt den Überraschungsmoment des Witzes. Auch wenn die Idee des Witzes (also sozusagen seine Geschichte) gut ist : Erst wenn ihr den Witz auch gut erzählt, funktioniert er.
Wenn man also ein gutes Drehbuch für einen Film schreiben will, muss man sich damit auskennen, wie man eine Geschichte aufbaut. Zu den Grundregeln gehört das, was bereits Aristoteles vor knapp 2400 Jahren gesagt hat: Dass eine gute Geschichte einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Zur Kunst der Dramaturgie gehört es außerdem, eine Idee konsequent zu erzählen. Eine weitere Kunst ist es, eine Geschichte spannend zu bauen und Charaktere glaubhaft zu machen. Des Weiteren gehört dazu, die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen und Gefühle zu erzeugen.
Um die wichtigsten Bestandteile einer Geschichte zu erklären, hat uns Jens Becker das magische Dreieck gezeigt. Das magische Dreieck hat (wie der Name schon sagt) drei Ecken: Die erste Ecke ist die Konflikt, die zweite ist die Figur und die dritte ist die Fabel. Ohne Figuren gibt es keinen Konflikt, und ohne Konflikt keine Fabel, also keine spannende Geschichte.
Die Figuren kann man in zwei Gruppen unterteilen kann. Zum einen gibt es die Charaktere oder Hauptfiguren. Sie haben genaue Eigenschaften und entwickeln sich im Lauf der Handlung. Zum anderen gibt es die Typen oder Nebenfiguren. Sie stehen für eine bestimmte Gruppe und entwickeln sich nicht. Beim Film "Ice Age" wären das zum Beispiel die bösen Säbelzahntiger.
Die Figuren haben unterschiedliche Ziele. Wenn sich diese Ziele gegenseitig ausschließen, entsteht ein Konflikt. Zum Beispiel bei Harry Potter: Harry ist der Protagonist (also die Hauptfigur) der Geschichte. Sein Ziel es ist, den Antagonisten (also den Gegenspieler) Lord Voldemort auszuschalten. Beiden Charakteren werden Motive gegeben, sodass sie dem Kampf nicht ausweichen wollen.
Die Fabel (also die Erzählung) besteht aus drei Akten (sozusagen größere Abschnitte): Der Anfang, die Mitte und das Ende - wie auch schon Aristoteles gesagt hat. Im ersten Akt werden die Hauptfiguren und der Konflikt eingeführt. Meistens passiert etwas, das die Figuren zum Handeln anregt.
Der zweite Akt nimmt eine große Rolle ein, sodass er zwei geteilt wird. Im ersten Abschnitt wird der äußere Konflikt behandelt, das heißt der Konflikt zwischen den Protagonist und Antagonist entwickelt sich. Im zweiten Abschnitt wird der innere Konflikt behandelt. Der Konflikt steigert sich, sodass sich die Charaktere weiterentwickeln. Die bösen Kräfte steigern ihre Fähigkeiten aber auch!
Im Schlußakt siegt oder verliert der Protagonist im Kampf gegen den Antagonisten. Meist gelangt der Protagonist zu einer Erkenntnis, welche auch beim Zuschauer ankommt und zum Nachdenken anregt.
Mir hat an der Vorlesung besonders gefallen, dass Herr Becker dieses Modell an kleinen Auschnitten von "Ice Age" erklärt hat. Dadurch wurde alles wesentlich verständlicher.
von
philipp.kfu2016
10 Jahre,
Redaktion Kinderfilmuni Babelsberg 2016
am 09.04.2016, Format: Reportage