Simpel

Ein Film, den man gesehen haben muss: man sieht nur mit dem Herzen gut. Zwei Brüder gehen durch dick und dünn!

Im Film "Simpel" von Markus Goller geht es um die Brüder Ben (Frederick Lau) und Simpel (David Kross).

Sie sind ein Herz und eine Seele. Seit er denken kann, kümmert sich Ben aufopferungsvoll um seinen geistig behinderten Bruder, der aufgrund von Geburtskomplikationen auf dem geistigen Stand eines Kleinkindes ist. 

Die Familie hat sich mit der Situation arrangiert, doch als ihre Mutter unerwartet stirbt, werden Ben und Simpel auf eine harte Probe gestellt: Simpel soll in ein Heim abgewiesen werden. Der Einzige, der diesen Beschluss rückgängig machen könnte, ist ihr Vater David (Devid Striesow), der sich bereits vor Jahren von seiner Familie getrennt hat und nach Hamburg gezogen ist. 

Ben beschließt, in einem gestohlenen Polizeiwagen in die Hansestadt zu reisen, um dort gemeinsam mit Simpel nach David (ihrem leiblichen Vater) zu suchen. 

Unterwegs treffen sie auf die Sanitäterin Aria (Emilia Schüle) und Enzo (Axel Stein), außerdem macht Simpel Bekanntschaft mit der sympathischen Prostituierten Chantal (Annette Frier). 

Solange sein geliebtes Stofftier Monsieur Hasehase dabei ist, kann den Brüdern eigentlich nichts passieren. Für sein Stofftier, das am Ende des Films eine große Rolle spielt, würde Barnabas (Simpel) alles tun. Das erkennt man auch in der Szene der Beerdigung, als Ben den Sarg der Mutter ausgräbt, damit er das Stofftier aus dem Sarg rausholt - was etwas ungewöhnlich ist, weil Simpel mehr traurig wegen Monsieur Hasehase als wegen seiner verstorbenen Mutter ist.

Die Menschen im Film reagieren meistens sehr gelassen und freundlich auf Simpel. Zu seinen Charaktereigenschaften zählt, dass er freundlich, liebevoll und aufmerksam ist. Seine Tagesrituale befolgt er strikt und fühlt sich überfordert , wenn er diesen nicht nachgehen kann. Zu seinem Ritual zählt     z. B. das tägliche Beten ("Lieber Herr Jesus") und die Gutenachtgeschichte.

Ben opfert sich tagtäglich für seinen älteren Bruder Barnabas. Bevor seine Mutter todkrank wurde und starb, kümmerte Ben sich auch liebevoll um sie. Er ist sogar Wetten eingegangen, damit er Geld für die Medikamente seiner Mutter hat. Er beachtete sein Leben immer weniger, weil er nur noch an seinen Bruder und dessen Leben dachte. Er vergaß ganz, dass er selber in der Lage ist, eine Ausbildung oder etwas in der Art zu machen. 

Im Film geht es hauptsächlich um Freundschaft und Vertrauen, sowie Nächstenliebe. Die am meisten vorkommenden Nebenfiguren Aria (Emilia Schüle ) , David (Devid Striesow) und Enzo (Axel Stein ) sind sehr unterschiedlich. 

Aria, eine Sanitäterin und Medizinstudentin, reagierte am Anfang skeptisch. Später wurde sie offener und vor allen Dingen freundlicher. Sogar, als ihre Wohnung wegen Simpel brannte, war sich nicht sauer auf ihn, was ich bewundernswert, jedoch etwas unrealistisch finde, sondern spielte nach dem Löschen des Brandes mit ihm. 

Enzo reagiert sehr gelassen und freut sich über seinen neuen Freund. Sie erleben zusammen viele lustige Dinge. Simpel vertraut ihm nach und nach immer mehr, sodass Ben sogar leicht eifersüchtig wird. 

David ist eher weniger erfreut vom Besuch  seines geistig behinderten Sohnes Barnabas, sodass er ihn sogar schlägt. 

Am Ende wird der Film sehr emotional. Monsieur Hasehase fällt vom Dach, die Brüder trennen sich, Simpel reisst Monsieur Hasehase ein Ohr und eine Auge aus ... Es kommt nach dem Besuch des Vaters zu einem Wutanfall von Ben und Simpel beschließt in einen Zug zu steigen. Ben sucht vergeblich nach Simpel, bis er letztendlich von der Polizei  auf dem Dach eines Möbelgeschäftes gefasst wird. Was mir besonders gefallen hat, ist das Simpel seinem Hasen ein Ohr und ein Auge ausreisst, damit er nichts von der Situation der Brüder mitbekommt. Am Ende des Film wird Simpel in ein Heim für behinderte Menschen gebracht. Er hat dort sogar schon eine Freundin namens Sarah, der er schon vorher begegnet ist.

Das Ende finde ich besonders schön, da Simpel seinem Bruder den Stoffhasen Monsieur Hase Hase schenkt, der ihm so viel bedeutet. Das zeigt aber auch, wie viel Ben Simpel bedeutet. Der Film beinhaltet viele traurige, aber auch lustige Szenen. Mir persönlich hat er sehr gut gefallen, da er mir leichte Angst beim Umgang mit behinderten Personen genommen hat. Er hat mir gezeigt, wie viel Geduld, Verständnis und Liebe man besonders einem behinderten Menschen entgegenbringen muss. Ich finde, dass David Kross die Rolle des Simpel überragend gespielt hat, so dass ich dachte er sei wirklich behindert. Ich werde den Film auf jeden Fall weiterempfehlen und bestimmt noch einmal anschauen. 

(14) , Gastkritik vom 27.02.2018, Format: Film

Fazit

Ein Film, den man unbedingt gesehen haben muss: Menschen mit Herz auf dem Weg miteinander, zueinander ... Traurig und lustig zugleich - ein außergewöhnlicher Film!

Weitere Informationen

  • Deutschland 2017
  • Regisseur/in: Markus Goller
  • FSK: ab 6 Jahren

Gesamtwertung

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