Monsieur Lazhar

Der Algerier Bachir Lazhar (gespielt von Mohamed Fellag) bekommt nach einem Selbstmord einer Lehrerin deren Grundschulklasse in der kanadischen Stadt Montréal zugeteilt. Obwohl der Start als Aushilfslehrer zunächst holprig verläuft, versucht er eine Verbindung zu seinen Schülern herzustellen, indem er den tragischen Fall mit den Schülern zu verarbeiten versucht.

Sein Schüler Simon (Émilien Néron), der die Leiche seiner Lehrerin gesehen hat, ist nicht der einzige, der eine schwere Last zu tragen hat. Monsieur Lazhar selbst hat in Algerien seine Familie verloren und ist ein politischer Flüchtling, was seine Klasse und Kollegen nicht ahnen. Er muss sich den detaillierten und bedrückenden Fragen der Einwanderungsbehörde stellen und zudem viel Kritik seitens der Eltern und Lehrer in der Schule einstecken.

So macht er sich vorerst mit Frontalunterricht und Diktaten aus viel zu schwerer Lektüre keine Freunde; denn er ist sehr geprägt von einem autoritären Führungsstil. Er merkt jedoch bald, dass seine Schüler genau wie er sind, dass sie Hilfe brauchen, jemanden, dem sie vertrauen können - und nicht wie ihre Eltern, die, wie es ein Schüler auf den Punkt bringt, „traumatisiert“ sind.

Auch Lazhar hat keine Möglichkeit, sich wirklich zu öffnen. Er soll sich einer schulischen Welt fügen, in der nur pädagogisch politische Maßnahmen als korrekt gelten, so ist das Umarmen der Schüler durch Lehrer nicht gestattet ist, auch wenn manche Kolleginnen es anders sehen.

Trotz aller Unterschiede und veralteten Methoden erkennt er eines: Schüler sind wie Schmetterlingen, die aus den Puppen erwachsen und nur darauf warten, ihre Pracht zu entfalten und frei sein zu können.

Philippe Falardeau ist wirklich ein Meister darin, verschiedene Handlungen auf verschiedenen Ebenen zusammenzuführen. Am Anfang ist man wegen der vielen Handlungsstrenge verwirrt, doch nach einiger Zeit erkennt man den Zusammenhang. Über Alltägliches, wie z.B. die Aufmunterung der Schüler oder die Vergangenheit von Asylbewerbern, wird eine Faszination beim Zuschauer ausgelöst, weil er dieses in einer solchen Konstellation und vor allem aus dieser Perspektive noch nie gesehen hat. Vor allem, wenn Kinder die Szene dominieren, wächst das eigene Wissen über richtiges Handeln im Leben.

Ein großes Lob ist an die Darsteller der Schüler zu richten, die authentisch sind, und besonders der algerische Schauspieler Mohamed Fellag überzeugt im Doppelspiel: Er zeigt, wer oder was der Mensch ist und wonach er strebt.

Karthihann, 15 Jahre , Gastkritik vom 22.02.2013, Format: Film

Fazit

Zwei Altersklassen, zwei Todesfälle, zwei Schicksale, zwei Kulturen und zwei Welten, die sich immer näher kommen. Werden sie sich jemals vertrauen können? Das frankokanadische Drama „Monsieur Lazhar“ unter der Regie von Philippe Falardeau ist eine berührende Reise in zwei Welten, die zeigt, dass der Schulalltag sich nicht nur mit Unterricht beschäftigt, sondern auch Verbundenheit zwischen einem Lehrer und seiner Klasse schafft.

Weitere Informationen

  • Frankreich 2012
  • Drama
  • Regisseur/in: Philippe Falardeau
  • Darsteller/innen: Mohamed Fellag, Sophie Nélisse, Émilien Néron
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 95 min.

Gesamtwertung

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