Kaddisch für einen Freund
Der junge Palästinenser Ali und der alte Jude Alexander - Können sie die Kluft der Vorurteile überwinden?
Als der 14-jährige Ali mit seiner Familie nach Berlin zieht, ist er mehr als überrascht, dort einen alten Juden als Nachbarn vorzufinden. Da Ali aus dem Libanon stammt, lernte er schon von Kindesbeinen an den Hass gegen die Juden zu üben. Nachdem er in die Wohnung des jüdischen Alexanders einbricht und sie mit seiner radikalen Freundesgruppe verwüstet, verkompliziert sich die Situation für beide. Damit Alis Familie nicht abgeschoben wird und Alexander nicht im Seniorenheim landet, renovieren sie zusammen die Wohnung und freunden sich miteinander an.
Kaddisch für einen Freund hat mich vor allem durch seine gut durchdachte Geschichte beeindruckt. Zum einen ist die Handlung so einfach gehalten, dass sie jeder auf Anhieb verstehen kann. Das Grundschema "störrischer alter Mann trifft pubertierenden Jugendlichen" wird vielen Zuschauern wohl auch schon von anderen literarischen Werken bekannt sein. Zum anderen behandelt der Film viele Themen, die wohl jeden Menschen in Deutschland interessieren sollten. Rassismus, Hass und Vorurteile sind nur einige dieser Themen, wobei besonders letzteres sehr ausführlich behandelt wird. Durch diese Faktoren ist der Film nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene unterhaltsam und sehenswert.
Auch die Protagonisten Ali und Alexander überzeugen. Durch sehr realitätsnahes Handeln und gute Schauspielerei der Darsteller dauert es nicht lange, bis man die beiden ins Herz geschlossen hat. Schade nur, dass dies bei den Nebencharakteren nicht der Fall ist. Von Alis Familie bis hin zu Alexanders Verwandten bestehen diese nämlich ausnahmslos aus Stereotypen. Dadurch verlegt sich auch ganz klar der Fokus auf die Hauptcharaktere, aber trotzdem hätte man in die Nebenfiguren etwas mehr Arbeit hineinstecken müssen.
Die Musik war zwar immer passend, aber nicht so einprägsam oder besonders, wie ich sie mir gewünscht hätte. Letztendlich gab es keinen Musiktrack, der mir nach dem Film nachhaltig im Kopf geblieben ist.
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, Gastkritik
vom 21.02.2014, Format: Film