Almanya - Willkommen in Deutschland

"Was sind wir nun, Deutsche oder Türken?" Das fragte sich der sechsjährige Cenk Yilmaz nachdem er bei einem Fußballspiel weder in die türkische, noch in die deutsche Mannschaft gewählt wird. Diese Frage lässt ihm keine Ruhe, deshalb wendet er sich an seine Familie, die ihm bei einem mehr oder weniger spontanem Familienurlaub diese Frage mit einer bunten Reise in die Vergangenheit seiner Großeltern beantwortet…

Ihr Kinodebüt als Regisseurin gab Yasemin Şamdereli mit der hier kritisierten Immigrations-Komödie „Almanya – Willkommen in Deutschland“, die unter anderem den deutschen Filmpreis 2011 erhielt. Neuland betritt sie damit aber nicht. Schon bei der preisgekrönten TV-Serie „Türkisch für Anfänger“ schrieb sie das Drehbuch. Hier agiert sie hauptsächlich als Regisseurin, wobei sie auch mit ihrer Schwester Nesrin am Drehbuch schrieb. Den Einfluss aus „Türkisch für Anfänger“ merkt man auch deutlich. Beispielsweise die Familienstruktur zeigt deutliche Parallelen.
Die Stärken des Films liegen aber klar in der Erzählstruktur und im überzogenen Humor. Die Erzählstruktur zeichnet sich dadurch aus, dass man immer wieder in die Vergangenheit der Großeltern geworfen wird und so alle Hintergründe, ob das Umsiedeln nach Deutschland oder das Alltagsleben der Familie, werden nach und nach beleuchtet. Das dabei der Humor nicht zu kurz kommt, merkt man ziemlich schnell. So macht sich der Film in beinahe jeder Szene über Klischees lustig. Aber nicht nur Klischees werden parodiert, auch verschiedene humoristische Stilmittel fließen ein. Situationskomik entsteht, als Hüseyin, der Vater der Familie, zu Anfang des Filmes nach Deutschland einreiste und durch Höflichkeit das Privileg des 1 Millionsten Einwanderers unfreiwillig verschenkt. Auch Alltagsprobleme werden dargestellt, so muss sich Fatma, die Mutter der Familie, beim wöchentlichen Einkauf mit ihren Händen und Füßen verständigen, da sie den Verkäufer nicht versteht. Solche Szenen sind sehr gut umgesetzt, da spontan einfach die gesprochenen Sprachen vertauscht werden und man sich so besser in die Situation hinein versetzen kann.
Bei solchen Szenen lachen die einen, die anderen schämen sich dafür eher in Grund und Boden. Klar sind diese Szenen lustig, aber auch teilweise sehr stark überzogen. Das prägt den Film ziemlich deutlich und ist daher nicht unbedingt für jeden zu empfehlen, da manche Zuschauer sich angegriffen fühlen könnten. Auch die schauspielerische Leistung lässt manchmal zu wünschen übrig, weil manche Reaktionen doch sehr gekünstelt wirken.

Niklas, 15 Jahre , Gastkritik vom 13.02.2013, Format: Film

Fazit

Schlussendlich kann man sagen, dass die Filmkomödie „Almanya – Willkommen in Deutschland“ kein wirklich innovativer Film ist, aber ein sehr unterhaltsamer Kinoerstling der Regisseurin Yasemin Şamdereli, vor allem weil sich manche Zuschauer in die Hauptcharaktere hinein versetzen können. Trotz der oft übertrieben dargestellten Klischees und einem überdramatisierten und unpassend emotionalen Ende ist es doch ein sehr zu empfehlender Film für die ganze Familie.

Weitere Informationen

  • Deutschland 2011
  • Komödie
  • Regisseur/in: Yasemin Şamdereli
  • FSK: ab 6 Jahren
  • Länge: 101 min.

Gesamtwertung

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