Freudenhaus
Alterssenil und mieslaunig dem Ende entgegenstarren? Genau dem gehen Frau Lingner und ihre Nachbarinnen in ihren Plattenhauswohnungen, mit Fernrohr, Strapse und Mieder-BH bestückt, gekonnt aus dem Weg. Grund für die Freude und Ausrüstung der älteren Damen ist der engagierte "Essen-auf-Rädern"-Zivi Holger bzw. dessen Hintern, der immer wieder mit Freuden und gewissen Hilfsmitteln seitens Frau Lingner und ihren Mitmieterinnen erwartet wird.
Schmiede dieser kuriosen Idee ist die Stadt Frankfurt, wo während eines Workshops und unter Regie von Veit Helmer der Film "Freudenhaus" gedreht worden ist. 30 weitere fleißige Mitarbeiter scharte Helmer für dieses Projekt um sich und drehte den 35mm-Film in zwei Tagen ab. Mit Erfolg?
Das minimale Budget des Filmes sieht man ihm in keinster Weise an. Kamera, wie Tonqualität lassen keine Wünsche offen. Trotzdem oder gerade deswegen, scheint der Elan der Filmemacher ein wenig zu groß geworden zu sein. Man mag meinen, dass "außergewöhnliche" Kameraführung und Schnitt gerade den Charme eines Kurzfilms ausmachen, doch scheinen gerade diese beiden ganz und gar nicht zu passen und nehmen den häufig doch sehr witzigen und komischen Szenen, die Atmosphäre. Warum eine zoomende Nahaufnahme, wenn die Halbtotale mehr als nur ausgereicht hätte? Und warum wird dasselbe dann eine halbe Minute später wieder eingesetzt. Warum wird viermal zwischen Text und Bild gewechselt, wenn es ein - oder zweimal auch getan hätten? Und das sogar auf eine wesentlich angenehmere, unaufdringlichere Art und Weise.
Die Vertonung von Holgers Arbeitsalltag im Plattenbau hingegen setzt zwar keine Maßstäbe, ist aber überzeugend, wenn auch nur dadurch, dass diese clever zur Kameraführung und Schnitt gewählt worden ist.
Timm, 17 Jahre
, Gastkritik
vom 18.08.2007, Format: Film