Fahrenheit 9 / 11

Dunkelheit – Schreie – Explosionen. Das ist der Anfang von Michael Moors neuer „Dokumentation“ über George W. Bush und seine ersten vier Jahre als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In den USA kletterte „Fahrenheit 9/11“ schnell auf Platz eins der beliebtesten Dokumentationen, die es jemals gegeben hat. In Deutschland erschien er am 29. Juli 2004.

Dieser Film stellt den amerikanischen Präsidenten, seine Mitarbeiter und seine Politik dar. Bush selber ist der Hauptcharakter und nennt sich einen „Kriegspräsidenten“ („president of war“) der immer kämpfen und vor allem gewinnen will. Moore, der ebenfalls Teil dieses Filmes ist, berichtet von Zweifeln, dass Bush wirklich vom Volk gewählt wurde. Seine Zweifel begründet er damit, dass die ausschlaggebenden Stimmen dieser Wahl aus Florida kamen Dies wäre ja gar nicht so schlimm, wenn nicht zufälliger Weise Bushs Bruder Gouverneur dieses Staates wäre. Die Karriere des Präsidenten startete also mit dem Verdacht des Betruges und einer Menge von andern Problemen, die ebenfalls eindrucksvoll von Michael Moore umschrieben werden.

Am 11. September 2001 besuchte der Präsident eine Grundschule. Als einer seiner Leibwächter ihm ins Ohr flüsterte, dass ein Flugzeug in einen Turm des World Trade Centers geflogen war, war er sichtlich schockiert. Doch er tat nichts weiter als verwirrt da zu sitzen und mit den Schülern in einem Buch zu lesen. Ein weiterer Punkt mit dem Michael Moore die Leute zum Nachdenken anregen will ist, dass nach diesen Terroranschlägen kein einziges Flugzeug eine Starterlaubnis erhielt. Trotzdem wurde es der Bin-Laden-Familie erlaubt das Land per Flugzeug zu verlassen. Nun stellt Moore die Frage nach dem „Warum?“: Warum gab der Präsident ausgerechnet dieser Familie die Erlaubnis zu starten? Warum wurde sie nicht von der Polizei ins Verhör genommen und nach Details befragt, wenn es den Verdacht gab, dass ein anderes Mitglied der Bin-Ladens für diese Anschläge verantwortlich war? Und die wichtigste Frage überhaupt: Warum begann Bush mit einem Krieg gegen den Irak, wenn es noch nicht einmal den geringste Anhaltspunkt gab, dass dieses Land wirklich etwas mit den Anschlägen zu tun hatte? All diese aufgeworfenen Fragen werden selbstverständlich von Moore mit Hilfe von Interviews beantwortet. Weiterhin werden in diesem Film Jugendliche gezeigt, wie sie auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums gefragt werden, ob sie nicht mit Stolz und Ehre für ihr Land kämpfen wollten. Eine Frau taucht im Bild auf, die der Überzeugung ist, dass die Army genau das Richtige für arbeitslose Jugendliche sei. Sie hasst Demonstranten und ist auf der Seite des Präsidenten, doch sie ändert ihre Meinung. Moore zeigt Bilder des Iraks im Krieg. Er zeigt stolze Soldaten, die Liedchen trällern während sie einen Menschen erschießen und er gibt Beispiele für das Gehalt eines Soldaten, mit dem ja so viel für die Army geworben wird. Last but not Least versucht er Senatoren dazu zu überreden ihre eigenen Kinder in der Irak zu schicken um für „ihr“ Land zu kämpfen. Ob er Erfolg hat oder nicht? In „Fahrenheit 9/11“ ist die Antwort zu sehen!

Vielleicht sollte diese Kritik mit einer Frage begonnen werden: Was ist ein Dokumentarfilm? In einem Fremdwörterbuch steht folgende Erklärung: „Es ist ein Film, der besondere Begebenheiten und Verhältnisse möglichst genau, den Tatsachen entsprechend, zu schildern versucht.“ Dieser Film ist also keine Dokumentation, sondern gleicht eher einer Komödie über Bushs Reaktionen. Auch ich muss zugeben, dass mein erster Eindruck nach diesem Film WOW! war. All diese Bilder und Fakten haben mich sehr beeindruck, ich war wirklich fasziniert von dem Ganzen. Dann aber habe ich etwas länger über diesen Film nachgedacht und bin zu folgendem Schluß gekommen: Es ist wahr! Michael Moore ist einer der talentiertesten Regisseure die ich kenne, aber „Fahrenheit 9/11“ ist wahrhaftig nicht sein journalistisches Meisterstück.

Vielleicht sollte man aber doch erst einmal mit einem großen Lob an die Cutter Kurt Engfehr, Todd Woody Richman und Chris Seward beginnen. Sie sind die eigentlichen Meister dieses Filmes. Sie haben dafür gesorgt, dass alle Interviews und Nachrichtenausschnitte so zusammengefügt wurden, dass man den Eindruck gewinnt, dass dies ein Film ist, einer der eine vollkommen neuen Geschichte erzählt. Sie gaben diesem Film mit ihrer fantastischen Arbeit eine besondere Identität. So machten sie dieses Stückchen Kinogeschichte manchmal dramatischer oder auch lustiger und sorgten dafür, dass es schwer war heraus zu finden wo geschnitten wurde und wo nicht! Ein weiteres Lob sollte an Jeff Gibbs und Bob Golden gehen, sie sind verantwortlich für die Musik im Stück. Vielleicht wissen einige, genauso wie ich, dass es manchmal ziemlich schwer ist die passende Musik zu finden, die dann genau das Gefühl ausdrückt, was man an dieser Stelle verdeutlichen möchte. So ist es auch dieses mal gelungen jeder Szene einen eigenen Charakter zu verleihen. Um genau zu sein ist Musik wichtig, um Szenen zum Beispiel dramatischer zu machen, wie die Kriegsszenen, und die Zuschauer somit näher an die Gefühle der Soldaten im Irak zu bringen. Alle bis jetzt genannten Personen haben also wirklich gute Arbeit geleistet. Kommen wir aber nun zurück zu Michael Moore und seiner Leistung. Ich denke, dass Moore mit diesem Film der ganzen Welt zeigen wollte, was seine persönliche Meinung über den jetzigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ist.

Michael Moore ist bekannt als einer der gefürchtetesten Kritiker, doch in diesem Film kritisiert er nicht, er macht Bush schlecht. Er zeigt jeden Fehler des Präsidenten, doch die Informationen die er gibt sind sehr einseitig. Ich finde es ist in Ordnung, wenn er selber Bush nicht mag, doch er braucht dies nicht vor der ganzen Welt kund zu tun und Bush auf diese Weise bloß zu stellen. Moore nimmt den Leuten somit die Chance sich ihre eigene Meinung zu bilden. Er benutzt nur die Art von Informationen, die zeigen, dass Bush einen Fehler gemacht hat, doch was ist mit denen, die etwas Gutes darstellen? So nutzte Moore nur Mittel die seine eigene Meinung über Bush unterstützen. Er gibt diese an die Zuschauer weiter, welche keine Wahl haben und alles glauben müssen, weil sie nie etwas Anderes gehört oder gesehen haben. In diesem Punkt bin ich sehr enttäuscht von Moore. Er zeigt Dokumente welche ihm zugespielt wurden und welche sehr interessant sind, für seine eigene Hypothese, aber er erwähnt nie woher diese stammen. Hat er sie selbst geschrieben? Hat er sie gestohlen oder sie stehlen lassen? All diese Fragen tauchen auf, wenn ich genauer darüber nachdenke.

Für mich persönlich war dieser Film etwas zu lang. 122 Minuten voll von Fakten, die man vielleicht noch nie zuvor gehört hat. Am Ende ist es schwer sich noch zu konzentrieren, da man einfach zu viele Informationen, Eindrücke und Gefühle zu sehen bekommt. Letztendlich finde ich „Fahrenheit 9/11“ sehr interessant, aber man sollte sich diesen Film nur ansehen, wenn man kritisch genug sein kann und in der Lage ist sich seine eigene Meinung zu bilden.

Caroline (15) aus Bremen , Gastkritik vom 07.01.2005, Format: Film

Fazit

Man sollte ihn als Grundlage nehmen, um über all das Geschehen noch einmal nachzudenken und ein paar Details zu erfahren, die man vorher nie realisiert hat. (Diese Filmkritik wurde beim Wettbewerb KrikiPrix eingereicht.)

Weitere Informationen

  • USA 2004
  • Dokumentation
  • Regisseur/in: Michael Moore
  • Darsteller/innen: George W. Bush, Britney Spears, Bill Clinton, Saddam Hussein, Osama Bin Laden, Condoleezza Rice, Ben Affleck, Stevie Wonder
  • FSK: ab 12 Jahren

Gesamtwertung

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