Emil und die Detektive
Noch lange, bevor ich lesen und schreiben konnte, sah ich den alten „Emil“-Film aus dem Jahr 1931. Er entführte mich damals in ein Berlin, das ganz anders war als mein Berlin, in dem ich zu Hause bin. Erst Jahre später, nachdem ich auch das Buch gelesen hatte, sah ich die Neuverfilmung von Erich Kästners Kriminalgeschichte „Emil und die Detektive“ (2000) im Kino – der Film war aber so anders! Er spielte in der heutigen Zeit.
Der 12-jährige Emil Tischbein (Tobias Retzlaff) lebt mit seinem alleinerziehenden Vater Knut Tischbein (Kai Wiesinger) in einer kleinen Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Knut Tischbein ist arbeitslos. Als er eine Stelle als Staubsaugervertreter bekommt, ist er so aufgeregt, dass er auf dem Weg zu Emils Schule zu schnell fährt und einen Unfall baut. Dabei bricht er sich den Arm und muss ins Krankenhaus. Aber das ist nicht alles, es kommt noch dicker. Schon bald kommt ein Brief von der Polizei. Emils Vater muss seinen Führerschein für drei Monate abgeben und so ist er den Job wieder los. Emil besucht seinen Vater ins Krankenhaus und versucht, es ihm mitzuteilen. Doch sein Vater lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Stattdessen muss Emil erfahren, dass er am nächsten Tag nach Berlin fahren soll, um dort seine Ferien zu verbringen. Emil hat sich nicht getraut, seinem Vater die Wahrheit zu sagen und entschließt sich zu handeln. Im Zug nach Berlin lernt er einen Dieb namens Max Grundeis (Jürgen Vogel) kennen, der ihm seine gesamten Ersparnisse stiehlt. Dabei wollte Emil mit diesem Geld aus seiner „Zukunftskasse“ nur seinem Vater helfen und ihm einen Führerschein kaufen. Emil ist mutig, er gibt sich nicht so leicht geschlagen und nimmt, am Bahnhof Zoo angekommen, die Verfolgung sofort auf, um sein Geld zurück zu bekommen. Es ist aber gar nicht so einfach, allein in einer Großstadt zurecht zu kommen. Zum Glück trifft er die schlagfertige Anführerin einer Berliner Kindergang Pony Hütchen (Anja Sommavilla). Ihr erzählt Emil von seinem Pech. Mit nur einem Pfiff holt sie Verstärkung und nun beginnt eine sehr spannende und interessante Verfolgung mit Scootern, Inline-Skates, Skateboards, mit der U-Bahn, mit Bus und Taxi durch Berlin.
Genug erzählt! Wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht, müsst ihr euch einfach den Film anschauen!
Ich fand den Film toll, besser sogar als den alten aus dem Jahr 1931. Die Grundgeschichte ist geblieben, manche Sachen wurden aber geändert, andere der Zeit angepasst. Noch immer sind Kinder die Helden dieser Geschichte. Sie kämpfen gegen das Böse, bestehen zahlreiche Abenteuer und gewinnen den Kampf. In der Neuverfilmung hat Franziska Buch einem Mädchen die Führungsrolle gegeben. Pony Hütchen ist ein cooles Mädchen, das für scheinbar alle Situationen und Schwierigkeiten eine Lösung hat. Das macht den Film spannend und eindrucksvoll.
Besonders gut fand ich die Szene an der Rezeption vom Hotel „Adlon“, wo Pony Hütchen die Tochter eines angeblichen Filmstars spielt, um den zweiten Schlüssel von Grundeis’ Zimmer zu besorgen.
Die Sprache der Kinder klingt nicht trocken und fremd, sondern locker und vertraut. Die Kameraführung fand ich besonders gut in der Szene, wo Pony Hütchen die Straße entlang rennt, ihre Freunde zur Hilfe holt und sie dabei kurz vorstellt. Und überhaupt ist in dem Moment, als Pony Hütchen im Bild auftaucht, Spannung pur angesagt. Gipsy (Maximilian Befort) fand ich frech und witzig. Doch für mich hat Pony Hütchen am besten gespielt. Am liebsten möchte ich ein bisschen wie sie sein. Ich wünsche mir, ich könnte manchmal so sein wie Pony: stark, mutig, pfiffig, clever, unabhängig und einfallsreich. Auch ich möchte Probleme erfolgreich meistern können und treue, hilfsbereite Freunde haben. Doch leider kann niemand eine Kopie eines anderen Menschen sein.
Der Bösewicht Max Grundeis mit seinem „Vampirgesicht“ fand ich gruselig, aber er hat trotzdem seine Rolle sehr gut gespielt. Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, ist mir nicht klar geworden, warum Emil bei der Verfolgung von Grundeis und dann bei Ponys Entführung nicht die Polizei eingeschaltet hat.
Klara (10) aus Berlin , Gastkritik vom 07.01.2005, Format: Film
Fazit
Das Finale des Films war großartig – gibt es denn etwas Schöneres, als seine Freunde und seinen glücklichen Vater um sich zu haben? Wenn nur die Mutter auch dabei sein könnte...Doch leider müssen so viele Kinder im Film ohne Vater oder Mutter leben – auf den Straßen von Berlin finden sie ein neues Zuhause und neue Freunde. Diese Kinder sind stark und helfen sich gegenseitig im Kampf gegen das Unrecht – die Hilfe der Erwachsenen brauchen sie nicht. (Diese Filmkritik wurde beim Wettbewerb KrikiPrix eingereicht.)Weitere Informationen
- Deutschland 2001
- Komödie
- FSK: Ohne Altersbeschränkung
- Länge: 111 min.
Gesamtwertung
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