Die Päpstin
Johanna, die Tochter eines armen Dorfpriesters, unterscheidet sich von Anfang an deutlich von den anderen Mädchen. Sie entwickelt mit der Zeit einen für Frauen verbotenen, dennoch immer stärker werdenen Wissensdurst. Ihr Bruder Matthias lehrt sie das Lesen und Schreiben und schon bald übertrifft sie sogar ihren älteren Bruder Johannes mit ihren Fähigkeiten.
Doch für Johanna ist klar, dass sie mit der Unterdrückung der Frauen niemals leben kann, also entscheidet sie sich für ein Leben als Mann, was ihr die Möglichkeit eröffnet, das wichtigste religiöse Oberhaupt der Welt zu werden…
Literaturverfilmungen sind nach wie vor einen kritische Sache. Vor allem, wenn es sich um bekannte und sehr beliebte Romane wie Donna Woolfolk Cross’ "Die Päpstin" handelt.
Regisseur Sönke Wortmann hat sich offensichtlich keinen leichten Stoff ausgesucht, ebendiesen aber erstaunlich gut umgesetzt. Wenngleich viele Dinge im Film nicht thematisiert werden, wichtige Personen weggelassen und einige Aktionen sehr verändert wurden, so fehlt es dem doch immerhin 148-Minütigen Film an nichts. Die Geschichte ist wunderbar flüssig und auch äußerst abwechslungsreich inszeniert worden. Stille, schöne Bilder lösen schlagfertige Wortwechsel
und die bunte, protzige Welt der Reichen das graue, arbeitsame Leben der Armen ab.
Johannas Geschichte ist von alledem umgeben, das Wichtigste ist aber die Unterdrückung der Frauen. Immer wieder wird deutlich, wie schwer sie es damals hatten. Die Männer durften ihre Gattinnen und Töchter schlagen wann und warum sie wollten. Doch das ist nicht das Problem der zähen Johanna. Vielmehr leidet sie unter dem Verbot, sich Wissen anzueignen.
In "Die Päpstin" wird diese traurige Tatsache nicht als Mitleidsorgie, sondern als nüchterner Fakt -in eine schöne Geschichte verpackt - umgesetzt. Dem Publikum wird die Situation durchaus bewusst, doch es muss sich nicht bedrängt fühlen.
Auch Marcel Barsottis Musik ist nicht aufdringlich, wenngleich sie von pompös, über kirchliche Choräle bis hin zu unauffälliger Begleitung im Hintergrund reicht. Bei "Das Wunder von Bern" arbeitete er schon einmal mit Wortmann zusammen, ansonsten komponierte der 47-Jährige hauptsächlich die Musik von Komödien wie "Wo ist Fred?" und "Rennschwein Rudi Rüssel2"
Wer ebenfalls sein Können unter Beweis stellt, sind die Darsteller. Neben einigen wenigen Fehlgriffen, zeigen die wichtigsten Protagonisten ihr gesamtes Facettenreichtum. Vor allem Johanna Wokalek, die hauptsächlich im Wiener Burgtheater spielt, beweist, dass man am Theater doch einiges mehr lernt, als nur gut auszusehen.
Nicht ohne Grund also wurde die 34-jährige u.a. bereits mit dem Bambi und dem Adolf-grimme-Preis ausgezeichnet.
Auch John Goodman (Papst Sergius) und Oliver Nägele (Bischof Fulgentius) entsprechen exakt der Vorstellung, die Donna W. Cross in ihrem Roman kreiert. Beide verkörpern korpulente, gefräßige, spaßige Glaubensoberhäupter, die an so manchen römischen Stadthalter aus "Asterix" erinnern.
Bekleidet sind sie - so wie der gesamte Klerus - mit edelsten Gewändern aus kostbarer Seide und Purpur. besonders das Papstgewand ist unglaublich aufwändig, mehrere Schichten übereinander, die kunstvoll bestickt sind. Doch auch der schlichten Kleidung des gemeinen Volkes fehlt es an nichts, die dreckig-grauen Leinen verraten den Stand ihrer Träger schon von weitem. Kostümbildnerin Esther Walz hat hier überzeugende Arbeit geleistet.
Zwar beschäftigte sie sich bereits zu Zeiten der DDR
mit den Kostümen, doch bisher eher bei modernen Inszenierungen wie "Die drei ??? und das Geheimnis der Schatzinsel", womit sie also hier ihre größte Leistung erbracht hat.
Die Maske (Hasso von Hugo) kann sich ebenfalls sehen lassen, zumindest was die Symptome der Lebra- und Gischterkrankungen angeht. Allerdings hätte er sich etwas mehr mit den Darstellern beschäftigen sollen. Dann wäre ihm eventuell aufgefallen dass manche Protagonisten, u. a. Johanna, makellose Zähne haben. Zur damaligen Zeit war Zahnhygiene ein Fremdwort, weshalb diese Darstellung überaus unrealistisch ist. Zudem sieht man hier und da mal ein paar Goldzähne, deren spätere Extistenz die Leute früher nicht mal erahnten, durchblitzen.
Doch verglichen mit anderen Produktionen wie "Fluch der Karibik 3" oder "Transformers" sind die Fehler weder auffällig noch zahlreich.
von Mara 16 Jahre, Redaktion Köln 1 am 23.02.2010, Format: Film
Fazit
Alles in allem - obgleich einige Dinge abgeändert wurden - eine in jeglicher Hinsicht gelungene Literaturverfilmung.Weitere Informationen
- Deutschland/Italien/Spanien 2009
- HistorienDrama
- Regisseur/in: Sönke Wortmann
- Darsteller/innen: Johanna Wokalek, David Wenham, John Goodman, Anatole Taubman, Iain Glen
- FSK: ab 12 Jahren
- Länge: 148 min.
Gesamtwertung
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