Deutschland. Ein Sommermärchen

Alle vier Jahre befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. So auch bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland: Alle reden nur noch von "wir" oder "uns", wenn sie die deutsche Nationalmannschaft meinen, das Spiel Tunesien gegen die Ukraine ist interessanter als ein Spielfilm mit Brad Pitt und Orlando Bloom und jedes Kind weiß, wo Trinidad und Tobago liegen.
In diesen vier Wochen kennt die Euphorie keine Grenzen und bei den Fans schwappt eine Welle der Begeisterung über. Sönke Wortmann (Das Wunder von Bern) begleitete die Nationalelf wochenlang mit seiner Kamera und herausgekommen ist eine begeisternde und auch manchmal witzige Dokumentation über den deutschen WM-Sommer.

"Deutschland. Ein Sommermärchen" (der Titel des Films bezieht sich übrigens auf das von Heinrich Heine geschriebene Gedicht "Deutschland. Ein Wintermärchen") beginnt mit der wohl traurigsten und auch schwierigsten Szene, als die Mannschaft gerade das Halbfinale gegen Italien verloren hat.
Erschöpft, niedergeschlagen und stumm sitzen die Spieler in der Kabine. Später werden die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident noch in die Kabine kommen und auch Jürgen Klinsmann wird die Spieler trösten. Seine Ansprachen und Anfeuerungen sind für die Zuschauer sowieso immer verblüffend. "Die haben Muffe! Die haben Muffe vor euch! Weil sie sich in die Hosen machen. Wenn die die Tiger in unseren Augen sehen, dann verlieren die den Spaß. Und dann schlagen wir zu. Brutal. Heute sind sie fällig, Jungs. Ich schwör‘s euch!"

Sönke Wortmann filmte außerdem die Trainingseinheiten, das Trainingslager auf Sardinien und die Freude in der Kabine nach dem Viertelfinal-Sieg über Argentinien. Auch Oliver Neuville, der Probleme hat seine Urinprobe abzuliefern, den Geburtstag von Arne Friedrich und ab und zu filmen Podolski und Schweinsteiger mit der "Poldicam" und "Schweinicam". Man sieht die Mannschaft aus einer ganz anderen Perspektive. Eine andere Szene, kurz vor dem Spiel gegen Portugal, ragt auch heraus: Jürgen Klinsmann hält wie immer seine Rede in der Kabine und plötzlich bleibt er vor Kahn stehen und brüllt: "Wisst ihr eigentlich, was er sich für uns angetan hat? Was er alles für uns geleistet hat? Davor ziehe ich meinen Hut! Für Oli spielen wir heute aus vollstem Herzen! Für ihn zerreißen wir uns heute noch ein allerletzes Mal! Okay? Okay?". Ich dachte: Schön, dass du zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle stehst, so Sönke Wortmann. Und noch ein Geheimnis wurde gelüftet: Auf dem Zettel, den Jens Lehmann beim Elfmeterschießen gegen Argentinien aus seinem Strumpf hervor holte, standen sieben möglich Schützen und ihre jeweiligen Lieblingsecken.

von antonia.o 14 Jahre, Redaktion Düsseldorf am 13.10.2006, Format: Film

Fazit

Obwohl man die Ergebnisse schon kennt, bleibt es aufregend. Ein Film voller Euphorie, Enttäuschungen, Tränen und Triumphe. Und jetzt, wo die Bundesliga, die Champions League und die EM-Qualifikationen schon laufen, holt der Film die WM noch einmal hervor.

Weitere Informationen

  • Deutschland 2006
  • Dokumentation/Sport
  • Regisseur/in: Sönke Wortmann
  • Darsteller/innen: Deutsche Fußballnationalmannschaft, Trainer und Betreuer
  • FSK: Ohne Altersbeschränkung
  • Länge: 107 min.

Gesamtwertung

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