Der Vorleser
Ende der 50er Jahre lebt Michael ein normales Leben, bis er eines Tages Hannah trifft, die dem kranken Jungen hilft. Sie nimmt ihn mit in ihre Wohnung und begleitet ihn am nächsten Morgen nach Hause - eine schicksalhafte Begegnung nimmt ihren Lauf. Als sich der ca. 13 Jahre jüngere Schüler. 2 Monate später mit Blumen bei ihr bedankt, wird die Bekanntschaft zur leidenschaftlichen Affäre. Immer wieder liest Michael Hannah vor, dann lieben sie sich. Nach 3 Monaten und einer gemeinsamen Fahrradtour zieht Hannah ohne sich zu verabschieden aus ihrer eigenen Wohnung aus. Michael lebt ohne Liebe weiter, bis er bei einer Gerichtsverhandlung als beobachtender Jurastudent Hannah als Angeklagte wieder trifft. Sie wird als Wärterin für den Tod von 300 jüdischen Gefangen verantwortlich gemacht. Sie soll einen Brief von den Wächtern geschrieben haben. Doch sie kann gar nicht lesen, geschweige denn schreiben.
Es gibt drei Teile in diesem Film. Im ersten Teil, in dem sich die Beiden aneinander annähern, kommt ein bisschen zu viel Sex vor. Trotzdem ist es interessant zu sehen, wie Michael seine Unbeholfenheit und Angst überwindet und wie Hannah ihre Vorbehalte, dass sie seine Mutter sein könnte, ausschaltet.
Im zweiten Teil, in dem 4 Jahre vergangen sind, ist Michael nun ein 20- jähriger Jurastudent und sieht Hannah bei einer Verhandlung auf der Anklagebank. Langsam erkennt er Hannas dunkeles Geheimnis: Sie kann weder schreiben noch lesen. Um dies zu vertuschen, hat sie sich sogar am Tod von vielen hundert Menschen mit schuldig gemacht. Der Moment, als Michael, und mit ihm die Zuschauer, die Motive für Hannahs Handeln entdecken, ist unglaublich eindrucksvoll. Im letzen Teil unterstützt der mittlerweile 50-Jährige die alte Frau Hannah, die lebenslänglich in Haft ist. Er versucht bei ehemaligen KZ-Häftlingen Verständnis für ihr Handeln und damit auch für die Liebe seines Lebens zu wecken. Er wird aber barsch abgewiesen, denn wer hat schon Verständnis für (den Geliebten) eine(r) Mörderin? Wie der ganze Film ist auch dieser Teil sehr gefühlvoll aber niemals kitschig.
In diesem Film geht es um Liebe und es geht um Schuld. Aus Angst vor Entdeckung ihrer mangelnden Lesefähigkeit hat sich Hannah mitschuldig gemacht am Tod von 300 Gefangenen für die sie als Wärterin verantwortlich war. Für Michael ist es dann schicksalhaft, dass seine erste große Liebe eine Mörderin war. Er weiß, warum sie so gehandelt hat und empfindet daher eine Art Mitleid für sie, die natürlich die Angehörigen der Opfer nicht verstehen, können. Er kennt Seiten an Hannah, die niemand kennt und die sie auch liebenswert machen.
Der Film lässt einen nachdenklich zurück. Wie würde ich handeln, wenn ich erfahren würde, dass meine große Liebe ein grausames Verbrechen begangen hat. Die Romanze zeigt völlig verwirrte Menschen, in die man sich gut hineinversetzen kann, auch wenn man ihre Taten nicht nachvollziehen kann. Obwohl wir Hannah nicht verstehen, wird sie uns immer sympathischer. Die Schauspieler spielen ihre Rollen ganz wunderbar: Man kann ihre Gefühle und Gedanken allein schon an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, z.B. Michaels Unbeholfenheit am Anfang oder Hannahs Verzweiflung beim Auszug.
von Redaktion Köln 1 am 28.09.2010, Format: Film
Fazit
Außerordentlich bewegender, spannender Film mit viel Tiefgang um Liebe und Schuld, der uns sehr nachdenklich aus dem Kino entlässt.Weitere Informationen
- Deutschland 2008
- Drama
- Regisseur/in: Stephen Daldry
- Darsteller/innen: Kate Winslet, Davd Koss
- FSK: ab 12 Jahren
- Länge: 124 min.
Gesamtwertung
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