Der Untergang

Der Film beginnt im Jahre 1942. Im Führerhauptquartier Wolfsschanze bewirbt sich "Traudl" (Gertraud) Junge erfolgreich um den Posten als Adolf Hitlers persönliche Sekretärin.
Schnitt. Berlin, April 1945. Die russische Armee rückt näher und näher auf Berlin zu, das Ende des dritten Reiches ist nahe. Adolf Hitler hat sich in das riesige Bunkersystem auf dem Gelände der Neuen Reichskanzlei zurückgezogen, mit ihm einige seiner Delegierten. Das Reich zerbricht nicht nur im draußen wütenden Krieg, sondern auch innerparteilich. So wie die meisten der Parteispitze, setzen sich auch Göring und Himmler in unterschiedliche Teile des deutschen Reiches ab. Die deutschen Armeen, von denen Hitler sagt, dass sie die Wende im Krieg bringen werden, können sich kaum noch selbst verteidigen, geschweige denn einen Angriff starten.

Um die Zeit von Hitlers Geburtstag (20.April) ziehen Eva Braun und Goebbels mit seiner Frau und ihren Kindern in den Bunker ein. Auch wenn Hitler vor dem anwesenden Führungsstab die Niederlage nicht anerkennt und schreiend verleugnet, scheint er sie für sich allein zu begreifen. Er schenkt dem Ratschlag und dem Flehen, Berlin zu verlassen, um sein Leben zu retten, ebenso wenig Gehör, wie den Bitten, Verhandlungen zu führen oder gar zu kapitulieren, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Im Bunkersystem herrscht Untergangsstimmung. Viele sind betrunken; die es nicht sind, unterhalten sich größtenteils über Arten des Suizides.

Am 29.April ist die russische Armee in Berlins Straßen. Hitler spricht den Untergang des nationalsozialistischen Reiches aus. Während in den Straßen der verzweifelte Verteidigungskampf tobt, diktiert Adolf Hitler in der trügerischen Stille des Bunkerkomplexes Traudl Junge seinen letzten Willen und heiratet noch in der Nacht Eva Braun.

Am 30.April nimmt sich Adolf Hitler gemeinsam mit Eva Braun das Leben. Ihre Leichen werden - wie zuvor Hitler versprochen - im Garten der Reichskanzlei verbrannt und die Asche ins Nirgendwo gebracht. Magda Goebbels vergiftet ihre Kinder um sich später im Garten der Reichskanzlei mit ihrem Mann zu erschießen. Auch ihre Leichen werden verbrannt. Im unterirdischen Gewölbe beginnt nun allgemeines suizidales Handeln. Einige fliehen noch, um zu versuchen, sich durch die russischen Linien zum westlichen Teil der Stadt durchzuschlagen - unter ihnen Traudl Junge.

Ich denke, ich bin mit, wohl aufgrund dem eigenen großen Interesse, hohen Erwartungen in den Film gegangen; eigentlich zu hohen, als dass man sie einem Film zumuten könnte. Ich wurde im Großen und Ganzen jedoch nicht enttäuscht.

Die Schauspieler spielten unglaublich gut, trotz teilweise eindeutig schwierigen Rollen wirkte es nicht gespielt, gekünstelt, sondern natürlich. Die Musik fand ich angenehm, sie war eher untermalend, als aufdringlich, was meiner Meinung nach dem Film jedoch nur zu Gute kam. Kamerafahrt, Schnitte, Dialoge, Kulissen und Kostüme fand ich ebenfalls sehr überzeugend.

Die Altersfreigabe ab 12 finde ich jedoch mehr als fragwürdig für die zeitweilig wirklich brutalen Szenen im Film. Außerdem denke ich, dass ohne Vorwissen, gerade bei Jüngeren, relativ schnell ein falsches Bild des Gesamten entstehen könnte, weil eben nur ein Teil der Geschichte gezeigt wird.

Was mich noch störte, war die Unschlüssigkeit im Film, was die Bezugsperson(en) betrifft. Der Beginn des Filmes - die Stimme von Traudl Junge - sprach für ihren Charakter als Bezugsperson im Film; gerade nachdem dieser in der ersten Szene dann auch zu sehen war. Aber es gibt etliche Szenen, in denen ihr Charakter nicht einmal anwesend ist, was eindeutig gegen ein Erleben der Geschichte nur durch ihre Augen steht. Der Film endet jedoch wieder mit ihr, sie scheint also die Bezugsperson sein zu sollen; was meiner Meinung nach, allein durch die unglaubliche Fülle an Charakteren, nicht wirklich zum Ausdruck kommt. Auch die Idee, dass alle Menschen im Bunkerkomplex die Bezugspersonen darstellen, scheitert. Denn in diesem Fall hätte der Film enden müssen, als niemand mehr dort am Leben war. Der Film ging jedoch weiter. Dann der kleine Junge, erst stolzer Veteran der Hitlerjugend, der dann irgendwann zur Besinnung kommt und am Ende mit Traudl Junge zusammen findet. Der SS-Arzt der besorgt durch das brennende Berlin rennt um doch noch etwas Gutes zu tun.

Ja, in gewisser Weise hängt alles zusammen. Aber ich wurde den ganzen Film das Gefühl nicht los, dass versucht wurde, Bezugspersonen zu entwerfen, die sich jedoch dann selbst im Weg standen, wenn ich versuchte es zu analysieren. Auch die Möglichkeit, dass der Film keine Bezugspersonen beinhalten, sondern nur ein allgemeines Bild der letzten Tage des zweiten Weltkrieges in Berlin zeigen sollte, habe ich ausgeschlossen. Es waren zu viele Charaktere anwesend, die - in meinen Augen - Bezugspersonen und/oder Sympathieträger darzustellen sollen; ich hatte dadurch zeitweise das Gefühl, dass sich der Film nicht ganz zwischen geschichtlichem Film oder Kino-Unterhaltungsfilm entscheiden konnte.

Das Ende des Filmes hätte ich in dem Moment bevorzugt, wo der letzte Mensch im Bunkersystem sich das Leben nahm. Traudl Junge mit dem Jungen aus der Hitlerjugend radelnd durch eine Allee fand ich doch ein wenig abwegig und ein zu versucht positives Ende.

Ich finde es unglaublich gut, dass der Film produziert wurde. Ich denke, dass die Personifizierung Hitlers zu eindeutig besserem Verständnis des Nationalsozialismus führen kann, als es die ewige Sichtweise von ihm als Monster jemals könnte. Er war ein Mensch, fehlgeleitet und mit Ideen furchtbaren Ausmaßes und Auswirkungen. Aber er war ein Mensch und er hat 1933 nicht einmal ansatzweise die Macht gehabt, die deutsche Bevölkerung zu seiner Wahl zu zwingen. Sicherlich würde es die Dinge wohl viel leichter machen, zu sagen, er war ein Tyrann, ein Monster. Er hat uns alle gezwungen, niemand wollte das. Aber es ist nicht die Wahrheit. Hitler kam an die Macht durch die Wahl der Bevölkerung aus freien Stücken.

Rebekka (Katz) (16) aus Köln , Gastkritik vom 07.01.2005, Format: Film

Fazit

Worüber ich seit dem Film denke, sind Goebbels Worte "Das Volk hat sein Schicksal selbst gewählt". Weil es irgendwie stimmt. (Diese Filmkritik wurde beim Wettbewerb KrikiPrix eingereicht.)

Weitere Informationen

  • Deutschland 2004
  • Drama
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 155 min.

Gesamtwertung

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