Der Gott Des Gemetzels
Auf dem Weg nach Hause kommt es zwischen zwei Jungen zu einem Streit. Dabei schlägt der elfjährige Zachary Cowen seinem Mitschüler Ethan Longstreet mit einem Stock zwei Zähne aus.
Kurze Zeit später sitzen Alan und Nancy Cowen bei den Eltern des Opfers im Wohnzimmer.
Sie möchten sich bei Michael und Penelope Longstreet für das Verhalten ihres Sohnes entschuldigen und die unschöne Angelegenheit schnell hinter sich bringen.
Als die Cowens sich auf den Heimweg begeben wollen, überreden ihre Gastgeber sie kurzerhand dazu, noch ein Stück Kuchen zu essen.
Aus dem gemütlichen Kaffeklatsch entsteht schnell ein boshafter Streit, der außer Kontrolle gerät.
Mit der Adaption des Theaterstücks "Der Gott des Gemetzels" ist Roman Polanski ein wahres Meisterwerk geglückt.
Die scheinbar kurzweilige Handlung schöpft er voll aus.
Dabei lässt er genug Raum für die simple Story und ihre Figuren, kombiniert dies allerdings hervorragend mit zynischer Gesellschaftskritik.
Die Darstellung des Streits der Schüler gleich zu Beginn bringt den Zuschauer direkt in eine außenstehende, beobachtende Perspektive, ähnlich wie im Theater.
Die Kamera verstärkt den Eindruck, da sie die Handelnden von oben aufnimmt. Sie führt langsam an das Geschehen heran. Der Zuschauer ist nun in einer neutralen Beobachterposition. Hier merkt man sofort, dass es sich um ehemaligen Bühnenstoff handelt.
Die Figuren agieren und man kann sie seelenruhig auf ihrem Weg sich zu zerfetzen, beobachten. Der Zuschauer hat keinen Informationsvorsprung und wird auch nicht durch stilistische Mittel wie Musik oder Kameraführung beeinflusst.
Als Kulisse dient den gesamten Film über das helle freundliche Wohnzimmer.
Die Stimmung hingegen wird mit der Zeit immer finsterer. Durch Kameraschwenks und Nahaufnahmen der einzelnen Darsteller erzeugt Polanski eine zusätzliche Anspannung. Die Gefühle der Figuren rücken somit in den Vordergrund.
Es ist urkomisch zu beobachten, wie die Erwachsenen versuchen sich vorbildlich und gesittet zu verhalten und dennoch im Laufe des Gesprächs all ihre Hemmungen verlieren. Auch das eigentliche Thema entgleitet ihnen dabei völlig. Schlussendlich hat man das Gefühl, es ginge ihnen nur darum einmal heftig auf den Tisch zu hauen und alle Aggressionen raus zu lassen.
Hier wird das eigentliche Thema des Films deutlich.
Solange es keine Probleme gibt, hält man sich an Regeln und ist oberflächlich nett. Kommt es aber zu einem Konflikt, bleibt gute Erziehung auf der Strecke. Gewalt gerät ins Spiel und wer am lautesten schreit hat "Recht".
Diesen Umbruch darzustellen ist den Schauspielern mehr als gelungen. Besonders Christoph Waltz nutzt jeden Moment, um den starken Charakter seiner Figur hervorsprudeln zu lassen. Wenn das Handy des Geschäftsmannes klingelt und ihn so voll und ganz aus dem Geschehen reißt kann man sich vor Lachen kaum in den Kinosesseln halten. Noch nie wirkte Desinteresse so lebendig.
Sowohl dieses Gleichgültigkeit aber auch die zornige, arrogante Seite seiner Figur vermittelt Waltz auf großartige Weise. In den Nahaufnahmen ist er allerdings noch stärker und zieht den Zuschauer für längere Zeit in seinen Bann.
Die drei anderen Hollywoodstars zeigen auch eine großartige Leistung allerdings versprühen sie nicht halb so viel Gift und Funken wie Waltz.
Zum Schluss greift Polanski erneut auf die Theateratmosphäre zurück. Die Paaren verlassen den Raum und gehen auseinander. Der scheinbar eiserne Konflikt ist somit mehr oder weniger gelöst.
von viktoria.l 16 Jahre, Redaktion Köln 1 am 21.02.2012, Format: Film
Fazit
"Der Gott des Gemetzels" zeigt, dass Kino durchaus noch Kunst sein kann. Atmosphäre, Kritik und Humor ergeben zusammen ein tolles Gesamtkunstwerk !Weitere Informationen
- USA 2011
- Tragigkomödie
- Regisseur/in: Roman Polanski
- Darsteller/innen: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly
- FSK: ab 12 Jahren
- Länge: 79 min.
Gesamtwertung
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