Das Tagebuch der Anne Frank

Gewinnerkritik der SchulKinoWochen NRW 2017.

Anne Frank, der Alltag einer Jüdin im Nationalsozialismus.

Anne ist ein zwölfjähriges jüdisches Mädchen, das im Nationalsozialismus in Amsterdam aufwächst und vor der drohenden Gefahr der Deportation ins Konzentrationslager mit ihrer Familie einem Hinterhaus abtaucht. Der Alltag, der von Angst beherrscht wird, entdeckt zu werden und das tägliche Zusammenleben mit vielen Menschen auf einem begrenzten Raum, stellt die Familie Frank oft hart auf die Probe. So erlebt man, wie Anne leben und lieben lernt und wie sie sich vom Kind zu einer Erwachsenen entwickelt.

Obwohl der Film sich gut an die gleichnamige literarische Vorlage hält und hilft die Beziehungen, Personen und die Zeit gut zu verstehen, werden einige Bezihungen unter den Personen stark verändert, wie  zum Beispiel die Beziehung von Anne und ihrer Schwester. Im Film wird Annes Charakter sehr gut hervorgehoben, wie zum Beispiel ihr Mut, den sie zeigt, als sie sich einem Jungen der Hitlerjugend gegen überstellt und ihm zum Nachdenken animiert. ihr fehlt allerdings das Selbstbewusstsein, das sie im Buch sehr viel mehr zum Ausdruck bringt. Somit hat sie im Film oft Selbstzweifel. Immer wieder fragt sie sich, ob sie ein Recht hat, traurig zu sein, da andere Kinder es bestimmt viel schlechter haben als sie. Oft verdrängt sie ihre Emotionen aus Rücksicht auf die anderen. Wenn man einen Bezug zu der Zeit aufbauen will, hilft dieser Film, sich eine Meinung über Anne Frank zu bilden. Der Film hat Schlüsselszenen, womit er das Tagebuch unterstreicht und es zum Leben erweckt da viele Sätze eins zu eins aus dem Tagebuch übernommen wurden. Es gibt eine gute Einleitung zum Film und ein noch besseres Ende, das den Film in all seiner Traurigkeit zeigt und obwohl es nicht gesagt oder gezeigt wird, weiß man am Ende einfach was passiert ist und es kann die eine oder andere Träne fließen. Der Film hilft, sich in die entsetzliche Zeit des Nationalsozialismus zu versetzen und Annes Angst darüber zu begreifen und zu teilen. So wirkt Anne im Film sehr viel verzweifelter und ist sich schon mit zwölf Jahren sehr wohl über die Gefahr klar, in der sie schwebt. Sie zeigt ihre schönen Seiten und ihre nicht so schönen und man kann beobachten wie sie sich, mit der Zeit, daran gewöhnt mit diesen zu leben. Es ist sehr spannend, Anne zu beobachtenund sie über zwei Jahre im Hinterhaus heranwachsen zu sehen. Der Film macht alles so lebendig, und zeigt das man auch in aussichtslosen Momenten und Zeiten immer zuversichtlich sein können. Ferner führt er den wohl verheerendsten Fehler der Deutschen vor Augen und man kann nicht anders, als in mitzufühlen und sich in manchen Momenten, wenn man deutscher Herkunft ist, selbst zu hassen. Er bringt einen dazu, viel darüber nachzudenken und sich mit der Zeit auseinander zu setzen.

Die Musik unterstreicht den ganzen Film sehr gut. Mit einer Mischung aus Klavier und Geige macht sie viele traurige Momente noch trauriger und viele schöne noch schöner, kurzum sie erfüllt ihre Aufgabe als Filmmusik komplett und übertrifft diese an vielen Stellen sogar.

Die Schauspieler sind, ähnlich wie die Musik, sehr gut ausgewählt und spielen ihre Rollen so perfekt, dass man denken könnte, sie wären Anne Frank und die Bewohner des Hinterhauses.

(15) , Gastkritik vom 23.02.2017, Format: Film

Fazit

Ich bewerte diesen Film mit 9 Sternen, obwohl er manchmal ziemlich schwer anzuschauen ist, da das Thema kein schönes ist, zeigt er einem nur die Wahrheit. Er ist sehenswert und bringt einem zum Nachdenken. Allerdings wich der Regisseur im Punkt Beziehungen manchmal vom Roman ab, was den Film aber nicht sonderlich beeinträchtigt.

Weitere Informationen

  • Deutschland 2016
  • Regisseur/in: Hans Steinbichler
  • FSK: ab 12 Jahren

Gesamtwertung

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