Das Muster

Wir alle haben unsere kleinen Gewohnheiten, die sich jeden Tag wiederholen und seinen Ablauf bestimmen. Ist es beim einen der obligatorische Frühstückskaffee, ist es bei Bocherts Hauptdarsteller (einem namenlosen Büroangestellten) das schwarze Bodenplattenmuster auf dem Weg zur Arbeit. Nur wenn der Weg hindernislos von Stein zu Stein springend über die Bühne gebracht werden kann, gelingt auch der Tag im Büro. Heißt in diesem Fall: das Beeindrucken der flotten Blondine vom Schreibtisch gegenüber.
Und so sind es die banalen Dinge des Alltags, die sich schwer auf des armen Mannes Schicksals auswirken: Ein ausgerechnet im bevorzugten Weg plazierter Hundehaufen lässt ihn halb in der Aufzugtür stecken bleiben, eine Ohrfeige den Rechner explodieren.

In Bocherts Film bleibt vieles unausgesprochen und ist doch für jeden offensichtlich. Er setzt mehr auf die Kraft von Gestik und Mimik, als auf Dialoge. Der Film würde auch als Stummfilm funktionieren, selbst Filmmusik wird nur spärlich eingesetzt, ohne dass sie einem fehlt. Durch bewusst gewählte Detailansichten schlüpft man selbst in die Rolle des Protagonisten. Und von Morgen zu Morgen leidet man mehr mit über jedes kleinste Hindernis.

Zum Schluss muss sich der Alltagsheld entscheiden: folgt er weiter seinem Muster oder bricht er mit diesem und damit mit der täglichen Monotonie, um endlich ungehindert der bevorzugten Dame folgen zu können?

Beate, 18 Jahre , Gastkritik vom 19.08.2007, Format: Film