Black Swan

"Überrasch dich selbst und du überraschst das Publikum."

Tanzen. Für etwas anderes ist in Ninas Leben kein Platz.
Sie tanzt in der Ballet School und trainiert zu Hause, isst kaum etwas, leidet an Bulimie, hat keine Zeit für soziale Kontakte und träumt von großen Auftritten.

Nach langer Zeit scheint ihr Traum nun endlich wahr geworden zu sein. Sie darf die Schwanenkönigin in Schwanensee tanzen. Doch als Lilly zu den anderen Tänzerinnen stößt, gerät Ninas Welt immer mehr ins Schwanken. Lilly ist offen, hilfsbereit, hat ein Tattoo, nimmt Drogen, isst ohne Hemmungen und hat im Gegensatz zu Nina kein Problem damit, den schwarzen Schwan zu verkörpern.
Seit ihrer Ankunft hat diese nicht nur Angst um ihre Rolle…

Die Leinwand ist schwarz. Aus den Lautstprechern tönen Streicher. Ein Spot wird eingeschaltet und eine weiß gekleidete Tänzerin schwebt in seinem Licht über die nun sichtbare Bühne. Ein schwarz gekleideter Tänzer gesellt sich zu ihr, sie umtanzen einander, bis ein felliges Wesen mit Maske die Tänzerin mit sich zerrt.
Dieser Traum ist die harmlose Einleitung in einen keineswegs harmlosen Film.
Allein schon die filmischen Mittel können nicht als durchschnittlich bezeichnet werden. Eine grandiose Kameraführung zieht den Zuschauer in ihren Bann, sie wirbelt mit den Tänzern über die Bühne, kann mit den verschiedensten Perspektiven aufwarten und integriert den Zuschauer in das Geschehen.
Unterstützend dabei wirken die vielen Schnitte, die dem Film einen Schwung verleihen, der in der Handlung wiederzufinden ist.

Diese besteht aus etlichen allseits bereits bekannten Puzzleteilen, die sich zu einem interessanten, neuen Ganzen zusammenfügen. Auch "Save the Last Dance" oder "Gangs" bieten eine Mutter, die durch ihre Tochter den geplatzten Karrieretraum umsetzen will und diese deshalb unter Druck setzt. Schizophrenie und multible Persönlichkeiten kennt man von "Fight Club" und "Psycho". Die Grundideen sind zwar alt, dennoch wagt Regisseur Darren Aronofsky den mutigen Schritt, diese beiden Elemente zu mischen - mit Erfolg! Die aufdringliche Übermutter bildet einen krassen, aber gelungenen Kontrast zu der angedeuteten Schizophrenie Ninas.
Aronofsky arbeitet hier mit vielen Bildern, oft begegnet Nina Frauen, die wie ihr dunkles Ebenbild aussehen. Oder sie steht allein in einer Halle mit einer düsteren Statur, die für sie definitiv den schwarzen Schwan symbolisiert. Auch Spiegel werden eingesetzt, um zwei Ninas zu zeigen, die sich der Extistenz der anderen nur andeutungsweise bewusst sind.
Aronofsky spielt wohl mit der Aufmerksamkeit des Zuschauers, zu Anfang trägt die Protagonistin immer nur helle Farben, mit der Zeit und der Verwandlung zum schwarzen Schwan beginnt sie, sich auch dunkel zu kleiden. Der Wandel findet also nicht nur auf der Bühne statt, sondern auch auf der Straße, im Badezimmer oder in der Bahn. Nina geht voll in ihrer Rolle auf. Die ehemals steife, stets kontrollierte Frau dreht auf einmal durch, ist psychisch labil.
Wenn dem Film die Aufmerksamkeit seines Publikums entgleitet, schockt der Regisseur es mit kurz aufflackernden Bildern oder unangenehmen Geräuschen. Aronofsky sichert sich dadurch die volle Konzentration, die nur wenigen Filmen geschenkt wird; Auch nach dem Abspann verfolgt er die Zuschauer noch mit seinen Bildern. Untersützend dabei wirkt die hervorragende Maske, die von normal auf der Straße bis hin zu dramatisch für die Bühne reicht. Die Maske von Ninas schwarzen Schwan war maßgebend für viele schwarze Schwäne im Karneval und hat sich in jedes Gedächtnis gegraben.
Auch die Musik von Schwanensee bleibt hängen, ist sogar ein richtiger Ohrwurm.
Der restliche Score ist zwar nicht so einprägsam, passt aber durch harte Cuts perfekt zum Film. Ändert sich die Szenerie hört die Musik auf.
Von den fünf Oscar-Nominierungen für bester Film, Kamera, Schnitt, Regie und Hauptdarstellerin waren alle berechtigt, auch wenn "Black Swan" letztendlich in vier der Kategorien leer ausging. Doch den Oscar für die beste Hauptdarstellerin hat Natalie Portman, die ihre innere Spaltung durch eine grandiose Mimik überzeugend zur Geltung brachte, wirklich verdient!

von Mara 17 Jahre, Redaktion Köln 1 am 17.05.2011, Format: Film

Fazit

Hut ab vor diesem "psychosexuellen Thriller", der nicht nur in jeglicher Hinsicht der Technik und der Mitwirkenden überzeugt, sondern auch die Tür für gewagte Genre-Vermischungen öffnet!

Weitere Informationen

  • USA 2010
  • Thriller
  • Regisseur/in: Darren Aronofsky
  • Darsteller/innen: Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, Barbra Hershey, Winona Ryder
  • FSK: ab 16 Jahren
  • Länge: 117 min.

Gesamtwertung

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