Am kürzeren Ende der Sonnenallee

Ist eine Welt ohne Nutella und Coca Cola eigentlich noch vorstellbar? Nach dem Genuss dieses kurzweiligen Buchs kann man zumindest das Leben in der DDR nachvollziehen.

Handlungsschauplatz ist die Sonnenallee, eine tatsächlich in Berlin existierende Straße. Als damals die Mauer quer durch Deutschlands Hauptstadt gezogen wurde, um BRD und DDR zu trennen, erfuhr diese Straße ein ganz besonderes Schicksal: Sie wurde in zwei Teile geteilt und eben an diesem kürzeren Ende der Sonnenallee auf der Seite der DDR wohnen die liebevoll gestalteten Hauptcharaktere. Micha und seine Freunde hängen nicht nur alle an dem Spielplatz im Schatten der Mauer herum, sie alle haben auch eine Vision: Mit der hübschen Miriam zusammenzukommen, die jedoch nichts besseres zu tun hat, als mit Besuchern aus dem Westen herumzuknutschen.
Und dabei muss man auch noch versuchen zu demonstrieren, dass man nicht hinter Russland und der Stasi steht.

So gelingt es Thomas Brussig meisterhaft, verschiedene kleine und große Anekdoten aus dem Leben der Jugendlichen zu einem Handlungsstrang zusammenzuweben. Spätestens nach der Hälfte des Buches hat man die Charaktere lieb gewonnen - wie Michas Westonkel, der einfach nicht lernen will, was erlaubt ist und was man schmuggeln will, der einen Asbest-Horror hat und diesen hinter jeder Tapete vermutet, der sich sogar heruntergehungert hat, um einen Anzug für Micha zu schmuggeln, der aber erlaubt gewesen wäre. Der Autor hat seinen ganz eigenen Schreibstil, der den Leser immer wieder zum Schmunzeln bringt und dafür sorgt, dass man das Buch nicht mehr weglegen kann.
Auf jeden Fall sollte man sich nicht vom ersten Kapitel abschrecken lassen, da dieses leicht unpassend und merkwürdig auf den Leser wirkt. Auch das Ende muss man mehr als einmal lesen, damit es sich in die Geschichte einfügt. Darin schafft es Brussig noch eine Botschaft zu verarbeiten, die eigentlich wichtig für die richtige Einordnung des Buches ist, jedoch leider nicht ganz so stark herauskommt.

von esther.y 16 Jahre, Redaktion Köln 1 am 16.12.2008, Format: Buch

Fazit

Auf jeden Fall mehr als nur ein netter Ostalgie-Roman: Leider wird dieser Roman gerne als Schullektüre missbraucht und nimmt einem dann die Lust, ihn zu lesen, aber es ist auf definitv ein Buch, dass es zu lesen gilt und man fiebert förmlich mit Micha mit, wenn er verzweifelt versucht, seinen ersten Liebesbrief aus dem Todesstreifen zu angeln.

Weitere Informationen

  • Deutschland 1999
  • Jugendbuch
  • Regisseur/in: Autor: Thomas Brssig
  • FSK: Ohne Altersbeschränkung

Gesamtwertung

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