Alice im Wunderland

Alice im und aus dem Wunderland wundert sich wieder. Der Zuschauer sich nicht.

Fortsetzungen von Kinoerfolgen gibt es viele. Manche schließen direkt an die Handlung des Vorgängers an, andere sind freier. Und doch gibt es die Grundeinstellung vieler, dass die Fortsetzung nie so gut wird wie das Original. Sicherlich, es gibt immer Ausnahmen, aber Alice erneuter Sturz durch den Kaninchenbau gehört sicherlich nicht dazu. Kurz vor ihrer von allen Seiten erwarteten Verlobung folgt sie einem sehr englisch gekleideten Kaninchen aus der normalen Welt, welche aussieht, als wäre sie aus Stolz und Vorurteil gegriffen.
Bereits beim Fall in den Bau des Langohrs realisiert der Zuschauer, dass der zur Zeit allseits beliebte 3D-Effekt in "Alice im Wunderland" leider nur nachträglich eingefügt wurde. Die Animation ist holprig und man kann sich eher über Kopfschmerzen freuen, als den Filmverlauf zu genießen, da man krampfhaft die Bilder im Kopf zusammensetzt.
Andererseits muss man sich auch nicht wirklich auf das weitere Geschehen konzentrieren, denn Alice’ Reise verläuft nicht unbedingt überraschungsreich.
Kennt man Lewis Carrols Original, sollte Geschichte kaum große Wendungen bereithalten. Überall sind Motive und Handlungsorte sind stark an dem Autor orientiert, nur leider in den unpassensten Momenten modifiziert und verändert worden.
Die meisten Charaktere, von den Helden über die Antihelden, sind ebenfalls aus dem Romanen entnommen und eine Weiterentwicklung ist nur mit Mühe zu erkennen.
Auch die Protagonistin Alice ist eher blass und nicht sonderlich erwachsen, auch wenn man eine leichte Entwicklung gegen Ende positiv anmerken kann.
Sogar Personen, die noch nicht Gast im Wunderland waren, werden die teilweise recht plumpen und einfachen Charaktere schnell durchschaut haben und sich auf den Plot konzentrieren wollen. Doch allerspätestens nach dem Auftritt der Raupe Absalom wissen alle den Verlauf inklusive dem Ende des Films.
Das rauchende, auf einem Pilz sitzenden Tier agiert als Orakel und sagt Alice ihre Aufgaben (und deren Ausgänge) im Wunderland vorraus. Schade, dass es hiernach keinerlei Abänderungen gibt und Alice schlicht diesem Weg folgt, bis es zur abschließenden, sehr symbolisch auf einem Schachbrett stattfindenen Schlacht kommt.
Nachdem sie sich gegen die böse rote Herzkönigin durchsetzen musste, die mit dem Herzbuben und ihren anderen dunklen Schergen Alice Erfolg verhindern will. Mit dem verrückten Hutmacher an ihrer Seite sollte dies jedoch auch kein Problem sein.

Immerhin sollte man meinen, dass eine bunte Traumwelt voller Phanatasiegestalten einem Wunderland für einen Mann wie Tim Burton ist. Einzig dieser Name hat sicherlich einige Fans in die Kinos gelockt.
Schon allein die Schauspielerwahl trägt Signatur dieses Mannes: Helena Bonham Carter und Johnny Depp gehören ja mittlerweile zum Standartinventar seiner Filme. Teilweise wirkt die Szenerie jedoch als eine reine In-Szene-Setzung der beiden.
Sicherlich, Johnny glänzt in der Rolle des verrückten Hutmachers, jedoch überstrahlt er damit locker Alice und sämtliche Animationen. Denn während des ganzen Films muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass man gerade "Alice im Wunderland" und nicht "Geistesgestörte Hutmacher und ihre Teetafel" genießen darf.
Sehr schwach ist hingegen der Tanz den er ganz zum Ende des Filmes aufführt. Es wirkt mehr wie ein misslungenes Micheal Jackson Zitat als eine sinnvolle humoristische Ergänzung.
Positiv ist hingegegen, dass Danny Elfman das ganze zumindest in gewohnter Manier mit seinen zauberhaften Klängen untermalt, andere Popsongs, die im Hintergrund laufen sich jedoch weniger passend.
Ein weiter "Tim Burrton Faktor" ist sicherlich die Animationsart, die besonders seitdem er der Produzent bei "Nightmare before Christmas" war, mehr als einen Fan gefunden hat. Der vorliegende Film jedoch ist eine reine Green Screen Produktion ohne die liebevoll, mit Hand gestaltenen Details, die vielleicht irgendwelchen Charme in das ganze gebracht hätten.
Doch selbst das wäre nicht ganz schief gegangen, hätte Tim Burton andere Schwerpunkte gesetzt. Weniger Fokus auf die letztendlich langweile Storyline und mehr auf die visuellen Schwerpunkte und es hätte zumindest ein Film mit dem "Avatar"-Effekt werden können.
All die bunten Farben, die jetzt den Film überfluten, geben ihm mehr das Image eines Kinderfilmes, jedoch ist er zu Recht ab zwölf Jahren freigegeben. Die Brutalität ist sicherlich nichts für kleine Kinder. Hier ergibt sich ein Riss in der Aufmachung, da Anspruch und Aussehen sicherlich auch für Sechsjährige gestaltet wirken, Szenen, in denen Alice jedoch den Burggraben über abgeschlagenen Köpfe gehend überquert, sind jedoch sicherlich nicht wirklich für jüngeres Publikum geeignet.

von esther.y 17 Jahre, Redaktion Köln 1 am 11.10.2010, Format: Film

Fazit

Ein Film, der keine Altersgruppe findet, keine ausgestaltete Storyline hat und auch nicht in den Schauspielern überzeugt. Hier kann nicht mal der Name Tim Burton noch retten. Nichts weiter als Geldverschwendung, vor allem wenn man die 3D Version besucht.

Weitere Informationen

  • USA 2010
  • "fantastischer" Kinderfilm für Erwachsene
  • Regisseur/in: Tim Burton
  • Darsteller/innen: Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Mia Wasikowska
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 109 min.

Gesamtwertung

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